Die Rollen ihres Lebens

von Redaktion

Mit 15 wird sie bei einem Spaziergang an der Isar entdeckt – schon bald dreht sie mit den Stars der Branche

München – Hannelore Elsner verkörpert ein halbes Jahrhundert deutscher Film- und Fernsehgeschichte. Dabei liest sich bereits der Beginn ihrer Karriere wie ein Märchen: Elsner, gerade 15 Jahre alt, ging mit ihrer Mutter an der Isar spazieren, als ein türkischstämmiger Regisseur auf sie aufmerksam wurde – und sie vom Fleck weg für seinen nächsten Film engagierte.

Ins Kino kam der Streifen zwar nie, doch die Probeaufnahmen sind Elsners Eintrittskarte in eine Welt, von der sie nie zu träumen gewagt hatte. Edgar Reitz, Oskar Roehler, Dani Levy – Hannelore Elsner arbeitete mit den ganz Großen des Filmgeschäfts zusammen.

Für ihre Karriere schmiss die gebürtige Burghausenerin sogar die Schule. 1958 begann sie ihre Schauspielausbildung, lebte von 200 Mark im Monat. Doch Elsner biss sich durch. Auf erste kleinere Theaterengagements in München und Berlin folgten größere Auftritte in Film und Fernsehen. Mit 17 feierte Elsner ihr Filmdebüt an der Seite von Freddy Quinn in „Freddy unter fremden Sternen“ (1959).

Internationale Anerkennung verschaffte ihr die Hauptrolle in Alf Brustellins Spielfilm „Berlinger“ (1975). Am Set verliebte sich die damals 33-Jährige in den österreichischen Regisseur. Von ihrem ersten Ehemann, dem 18 Jahre älteren Schauspieler Gerd Vespermann, ist sie zu diesem Zeitpunkt längst geschieden. Elsners einziger Sohn Dominik ging aus einer Liaison mit dem Drehbuchautor Dieter Wedel hervor. Hannelore Elsner wusste um ihre Ausstrahlung, setzte den erotisierenden Klang ihrer Stimme gezielt ein. Die Schauspielerin liebte den Flirt mit der Kamera – auf und fernab der Bühne. Sie setzte mit ihrer Art Akzente, die die Zeit überdauern. Ausdrucksstark und temperamentvoll – Elsner glänzte in den verschiedensten Rollen. In Krimis, Tragödien und Komödien bewies sie nicht nur ihr Talent, sondern auch ihre unverwechselbare Wandelbarkeit. Als Fernsehfahnderin Lea Sommer („Die Kommissarin“) schuf Elsner 1994 sogar einen neuen TV-Typus. Eine Polizistin mit hohen Hacken, Rock und Lederjacke – so etwas hatte es bis dahin noch nicht gegeben. Die ARD-Serie begeisterte Kritiker und Fernsehzuschauer gleichermaßen. 1995 nahm Elsner für ihre Interpretation der Kommissarin ihren ersten Fernsehpreis entgegen. 1997 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen, drei Jahre später folgte der Deutsche Filmpreis für ihre Darbietung in Oskar Roehlers „Die Unberührbare“.

In ihrer Autobiografie schrieb Elsner einst, sie wolle angeschaut werden – liebevoll, zärtlich und erkennend. Das wünschen wir ihr. Von Herzen. SARAH BRENNER

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