„Man muss an seinem Leben wachsen“

von Redaktion

Der Glaube an Gott gibt Alfons Schuhbeck Kraft. Die Münchner Asamkirche ist einer seiner Lieblingsorte

München – Einer von Schuhbecks Herzensplätzen ist die Asamkirche in der Münchner Sendlinger Straße. Ein Gespräch auf der Kirchenbank.

Die Asamkirche mögen Sie besonders. Warum?

Ich bin oft hier. Ich bin ein rein barocker Typ. Und ich hab ein barockes Denken. Ich mag so Zeitloses wie Respekt, Glanz, diese unfassbare Leidenschaft, die uns die Brüder Asam hinterlassen haben.

Glauben Sie an Gott?

Ja, an den glaub’ ich. Die größte Partei der Welt sind ja die Christen – mit 2,3 Milliarden. Deswegen ist es für jeden Papst schwer, diese Partei zu führen. Ich hatte eine Audienz bei Papst Benedikt, eineinhalb Stunden lang. Es war einfach nur nett! Traunstein ist ja unsere gemeinsame Heimat. Ich bin in der Haslacher Straße geboren, wo auch das Priesterseminar ist; dort habe ich meinen Tauchschein gemacht. Bei der Audienz habe ich den Papst gefragt, welcher Verrückte das war, der in einem Priesterseminar so ein Schwimmbad gebaut hat? Da meinte Benedikt: „Der Verrückte war ich!“

Wann haben Sie das letzte Mal gebeichtet?

Das ist schon eine Weile her! Weil ich auch gar nichts zu beichten habe, wo ich das Gefühl hätte, dass ich etwas Schlechtes gemacht habe. Ich reinige meine Gedanken jeden Abend selbst, indem ich darüber nachdenke, was gut an dem Tag war und was schlecht. Das Schlechte packe ich am nächsten Vormittag sofort an, weil der Mensch in der Früh am meisten Mut hat. Viele machen den Fehler, dass sie alles aufschieben. Mit der Zeit erstickst du im eigenen geistigen Müll.

Was haben Sie falsch gemacht in Ihrem Leben?

Weiß nicht. Ich sag immer: Der liebe Gott gibt dir nur so viel zu tragen, wie du tragen kannst, und diese Aufgabe wird angenommen. Und mit jeder entwickelst du dich weiter.

Haben Sie denn nie etwas bereut?

Nein, weil ich immer alles sofort in mir bearbeite. Man muss an sich selber reifen und an seinem Leben wachsen. Der liebe Gott hat mir diese Kraft gegeben, und die setze ich ein. Der Glaube bringt Struktur in dein Leben, Disziplin; etwas, das dich jeden Tag ein bisschen stärker macht.

Was wird aus Alfons Schuhbeck, wenn er einmal tot ist?

An den Tod denke ich überhaupt nicht! Ab 90 arbeite ich dann halbtags. Und ich sage: Ich bin mit 70 nicht weniger fit als mit 40.

Sie waren ja auch mal Ministrant …

Da hat mich der Mesner beim Messwein-Probieren erwischt. Zur Strafe musste ich Gewänder in den Turm hinauftragen. Dort oben hab ich ihn dann eingesperrt. Das war’s dann.

Trotzdem Hoffnung auf den Himmel?

Ich stell’ mir das nicht so vor, dass ich da oben Weißwürscht grille. Ich glaube, Himmel und Hölle sind nur eine bildliche Darstellung der Kirche, dass sich der Mensch ordentlich aufführt. Keiner weiß, was nach dem Tod kommt. Vielleicht eine andere Dimension, aber das Fleischliche ist weg. Ich glaub, dass ich das, was ich mir auf den geistigen Chip geladen habe, vielleicht mitnehmen kann. Dass man sieht, ich war ein anständiger Kerl. Aber dass man mit dem Tod um 100 Gramm leichter wird, nein, die Seele hat doch kein G’wicht!

Interview: Ulrike Schmidt

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