München – 942 Tierarten stehen in Bayern auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Steinböcke, Wildkatzen, Alpenschneehasen – die Bestände vieler Tierarten werden immer weniger. Vor allem Insekten sind vom Artensterben betroffen. Naturschützer sehen die Agrarpolitik als Hauptschuldigen.
Über 90 Prozent der Rebhühner sind in den letzten 30 Jahren verschwunden, sagt Andreas von Lindeiner vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern. Ähnlich ist es bei Insekten. „Dreiviertel der Biomasse ist inzwischen weg.“ Knapp 500 Bienenarten gibt es in Bayern, schätzt von Lindeiner, die Hälfte davon steht auf der Roten Liste. „Immer mehr Tierarten kommen in höhere Bedrohungsstufen“, sagt der Naturschützer. Früher weit verbreitete Arten würden im Bestand zurückgehen, sagt auch Christine Margraf vom Bund Naturschutz.
Grund für das Tiersterben sei auch, dass immer mehr landwirtschaftliche Flächen zusammengelegt werden. „Früher gab es mehr kleinere Agrarflächen, mit vielen Ackerrändern“, sagt Andreas von Lindeiner. Dort würden viele Tiere leben. Strukturwandel und Modernisierung aber verändern die Bauernhöfe in Bayern: Weniger Brachflächen, einseitige Bestellung der Ackerflächen, wirksamere Insektizide. Folge: Viele Tiere verschwinden. „Wir wissen nicht, was das Wegsterben einzelner Tierarten für das gesamte Umweltnetz bedeutet“, sagt von Lindeiner. „Das Artensterben ist aber vergleichbar mit dem Klimawandel.“
Naturschützer fordern: mehr Biotop-Flächen, neue Förderprogramme, verbindlich Flächenverbrauch reduzieren. Kurz: Eine „Ökologisierung der EU-Agrarpolitik“, sagt Christine Margraf.
Welchen Einfluss der Klimawandel auf die Arten in Bayern hat, ist unklar. Einige Fledermausarten könnten von wärmeren Temperaturen profitieren, heißt es in der aktuellen Roten Liste des Bayerischen Umweltamts. Wetterextreme und wärmere Lebensräume könnten aber einen negativen Einfluss für gefährdete Tiere wie die Birken- oder Alpenspitzmaus haben.
Im Gegensatz zu anderen Bundesländern aber hat Bayern einen Vorteil: die Alpen. „Für ein kleines Spektrum von Tierarten sind die Alpen ein gesicherter Lebensraum“, sagt Andreas von Lindeiner. MAX WOCHINGER