München – Für deutsche Taxifahrer ist Uber ein rotes Tuch. Seit 2014 macht ihnen das amerikanische Unternehmen Konkurrenz. In einem unfairen Wettbewerb, wie Taxiverbände beklagen. „Uber versucht seit Jahren unter hohen Verlusten eine Marktverdrängung, um in Zukunft die Preise diktieren zu können“, sagt Frank Kuhle, Taxi-Unternehmer aus München und Vorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmen. Die Taxler demonstrierten bereits mehrfach, in München zuletzt im März. Genaues wissen sie über ihren Konkurrenten bisher nur wenig.
Im Jahr 2009 startete Uber in den USA und baut seine Aktivitäten bald weltweit aus. 2018 machte das Unternehmen rund 11 Milliarden Dollar Umsatz. Gewinne blieben zwar bisher aus, jedoch fand Uber immer wieder neue große Geldgeber, darunter Goldman Sachs oder Google-Gründer Larry Page. Der Börsengang am kommenden Freitag dürfte weitere Milliarden für die Expansion einbringen.
Das Geschäftsmodell: Über eine Smartphone-App geben Kunden an, von wo nach wo sie fahren wollen. Uber nennt einen Preis, vermittelt die Anfrage an Fahrer in der Nähe und bekommt eine Provision, wenn die Fahrt zustande kommt. Eigene Fahrer oder Fahrzeuge hat Uber nicht.
Wie in den USA konnten in Deutschland anfangs auch Privatpersonen mit eigenem Auto für Uber fahren. Das wurde bald gerichtlich verboten. Seitdem vermittelt Uber Fahrten an Mietwagenunternehmen, die Fahrer anstellen – anfangs nur in Berlin und München, jetzt auch in weiteren Großstädten. Auch Selbstständige mit nur einem Auto gibt es.
Wie Taxler auch, brauchen die Fahrer eine Erlaubnis zur Personenbeförderung. Die Unternehmen unterliegen aber nicht der Tarifbindung. Sie können Fahrpreise selbst bestimmen. In der Praxis macht das aber Uber.
Wie viele Fahrer für Uber in Deutschland unterwegs sind, dazu gibt es keine offiziellen Zahlen. In Düsseldorf soll aber nach dem dortigen Uber-Start 2018 die Nachfrage nach Konzessionen für entsprechende Autos merklich angestiegen sein. In München nahmen sie seit 2015 um ein Drittel zu.
Auch zu Ubers Preisen gibt es keine offiziellen Zahlen. Meist würden sie 20 Prozent unter dem örtlichen Taxi-Tarif liegen, beobachtet Kuhle. „In Spitzenzeiten aber deutlich darüber.“ Dann koste eine Fahrt zum Flughafen bei Uber schon mal 180 Euro.
Einschränkend gilt für Uber bislang die sogenannte Rückkehrpflicht. Anders als Taxis müssen Mietwagen nach einer Fahrt zum Betriebssitz zurückkehren, wenn sie nicht direkt einen neuen Auftrag haben. Parkend oder durch die Stadt fahrend auf Kunden zu warten, ist verboten. „Das müsste man intensiver kontrollieren“, sagt Kuhle. Doch Uber-Fahrzeuge seien meist gar nicht als solche erkennbar. „Denkbar wäre eine eigene Kennzeichenfarbe.“
Statt aber die Kontrolle der Spielregeln zu erleichtern, erwägt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) eine Abschaffung der Rückkehrpflicht. Ab 10. Mai soll eine Kommission Änderungen des Personenbeförderungsgesetzes beraten. Kuhle ist sich sicher: „Da wird es sicher weitere Protest-Aktionen der Taxler geben.“ STEFAN REICH