Bayern im Ausnahmezustand

von Redaktion

In zehn bayerischen Landkreisen galt 1999 der Katastrophenfall – Das Hochwasser forderte fünf Todesopfer

München – Fünf Todesopfer, 25 000 überschwemmte Häuser, 2,1 Milliarden Mark Schaden, eine 12 000 Hektar große überflutete Fläche in Bayern. Die Schäden, die unsere Zeitung in den Tagen nach der Jahrhundert-Katastrophe beschrieb, waren immens. Nicht nur die Gemeinde Eschenlohe war von den Wassermassen betroffen, auch andere Landkreise in Bayern sowie Gegenden in Baden-Württemberg, Österreich und der Schweiz wurden überschwemmt. Insgesamt galt in zehn bayerischen Landkreisen der Katastrophenfall.

In Dirlewang im Kreis Unterallgäu und in Garmisch-Partenkirchen starben zwei Rentner, die in ihren Häusern von den Fluten eingeschlossen wurden. Garmisch-Partenkirchen war zur Insel geworden: Alle Zufahrtsstraßen waren unpassierbar. In Partenkirchen standen nahezu alle Keller von Wohnhäusern unter Wasser. In den überfluteten Straßen blieben zahlreiche Autos stecken.

In Pfronten an der Vils im Landkreis Ostallgäu war ein 17-Jähriger mit seinem Schlauchboot gekentert und auf österreichischer Seite tot geborgen worden. Am Rechen einer Mühle in Abensberg im Landkreis Kelheim wurde die Leiche eines 41-Jährigen entdeckt. In Fürstenfeldbruck setzten die Fluten der Amper große Teile der Innenstadt unter Wasser. Der Amperpegel kletterte auf das Vierfache des Normalwerts: 2,53 Meter.

Flüsse wie Inn und Mangfall hatten so viel Wasser, wie sie es nur alle 30 bis 50 Jahre erreichen. Die Region um Rosenheim war beim Hochwasser mit einem blauen Auge davongekommen, wie das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim schreibt.

Mehr als 1000 Menschen und hunderte Tiere mussten in vielen Teilen Bayerns in Sicherheit gebracht werden. Oft waren Katastrophentouristen im Weg: Zahllose Gaffer behinderten die Rettungsaktionen. Innenminister Günther Beckstein drohte Schaulustigen damals mit hohen Bußgeldern.

Das Ausmaß der Katastrophe wurde erst Tage nach der Flut deutlich: kaputte Innenstädte, mit Geröll und Schlamm übersäte Felder, zerstörte Bahngleise. Die Aufräumarbeiten wurden erschwert, weil viele Straßen nicht passierbar waren wie im Landkreis Miesbach, wo die Bundesstraße zwischen Kreuth und Achenpass von einer Mure völlig zerstört wurde. Zudem waren viele wichtige Bahnlinien tagelang unterbrochen. MAX WOCHINGER

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