4 FRAGEN AN
Peter Willberg, 59, meditierte, als er noch in Einöd bei Dietramszell lebte, gerne unter dem 14 Kilometer entfernten „Tree of Münsing“. Vor zwei Jahren zog es den Sicherheitsmitarbeiter fort; er ging nach Passau. Damit er den „Tree of Münsing“ weiterhin sehen kann, so oft er will, ließ er sich den Baum kurzerhand auf die Wade tätowieren.
Wie kommt man auf die Idee, sich so einen Baum zu tätowieren?
Ich habe eine irrsinnige Lebensgeschichte. Andere würden Tagebuch schreiben, ich lasse mir Lebensereignisse tätowieren – die guten wie die schlechten. Alles soll in Erinnerung bleiben. Mein ganzer Rücken ist tätowiert, auch meine Arme. Und das 3D-Bild vom „Tree of Münsing“ ist auf meiner rechten Wade.
Gehört der Baum zu den guten oder den schlechten Lebensereignissen?
Der Baum hat mir oft geholfen. Als ich noch im Landkreis gewohnt habe, habe ich mich oft darunter gesetzt und dort meditiert, meine Gedanken geordnet. Irgendwie hat mir dieser Baum immer Kraft gegeben, mir geholfen, zu meinem ich und zu meinen Entscheidungen zu finden. Ich bin in der Nähe vom „Tree of Münsing“ in Geretsried aufgewachsen. Von klein auf hab’ ich ihn gesehen, auf dem Weg zum Erdbeerpflücken oder zum Schwimmen am Starnberger See. Man sieht ihn, aber man nimmt ihn nicht wahr.
Und ab wann haben Sie ihn wahrgenommen?
Das hat erst angefangen, als Freunde mir mal gesagt haben, dass ich dort hingehen soll. Wenn man sich dann mit dem Baum beschäftigt, dann erlebt man ihn ganz anders.
Wie kam es dann zum Tattoo?
Das Tattoo habe ich erst in diesem Jahr machen lassen. Ich bin beruflich nach Passau gegangen, dort habe ich auch eine Frau kennengelernt. Jetzt in Niederbayern habe ich den Baum trotzdem immer bei mir, er gibt mir eine beruhigende Kraft. Andere brauchen Musik oder Gespräche, ich brauche nur den Baum. Das Stechen hat am Ende allerdings weh getan. Dort, wo die Muskeln an der Wade sind, ist es nicht so schlimm, aber je näher es hin zur Kniekehle geht, desto schmerzempfindlicher ist man.
Interview: Nora Linnerud