Hagelwalze hinterlässt ein Trümmerfeld

von Redaktion

Teils tennisballgroße Körner sorgen für massive Schäden – Germering besonders schwer betroffen

München – „Immer trifft’s mein Auto!“ Andreas Hölzel (59) hat das Desaster auf Facebook gepostet. Die Heckscheibe seines roten Mercedes – von Hagelkörnern pulverisiert. Erwischt hat es den Münchner am Montag in Steinebach am Wörthsee. „Das war richtig heftig“, sagte Hölzel am Tag nach der Hagelwalze. „Fast jedes Auto an der Straße war kaputt.“ Seinen Mercedes Kombi hatte es schon vor zwei Jahren getroffen, als an der Adria ein Tornado einen Baum aus dem Erdreich hob – direkt auf Hölzels Liebling. Auch jetzt will der Münchner seinen Benz wieder reparieren lassen.

So wie Hölzel erging es am Montag Tausenden. Autos, Dächer, Fassaden, Gewächshäuser, Gärten, Bäume – ja sogar Vögel wurden Opfer der teils tennisballgroßen Hagelkörner. Schwerpunkt der Unwetter war der Raum München, dort musste die Leitstelle rund 700 Einsätze koordinieren. Wie das Polizeipräsidium Oberbayern mitteilte, waren der südliche Landkreis Fürstenfeldbruck, der Landkreis Landsberg sowie der nördliche Landkreis Starnberg besonders betroffen. Auf der A96 staute es, weil Autofahrer unter Brücken stehen blieben. „Eisbrocken schlugen wie Gewehrsalven auf uns ein“, berichtete eine Autofahrerin. Die Tunnels bei Eching und Etterschlag mussten wegen Überflutung gesperrt werden, auf dem Ammersee und Starnberger See kenterten mehrere Boote. Die Münchner Feuerwehr war bis tief in die Nacht im Einsatz. Besonders im Westen der Stadt wütete der Hagel. Mit Sandsäcken musste ein Damm an der Würm gesichert werden, Unwetter gab es auch vom Ostallgäu bis nach Kempten.

Besonders schwer traf es Germering (Landkreis Fürstenfeldbruck). Die Feuerwehr musste zerschlagene Dächer und Fenster abdichten. Bis aus Dachau mussten Planen besorgt werden. Neben Privathäusern traf es auch das Hallenbad, das Rathaus und die BRK-Rettungswache. Fast alle Autos haben Hagelschäden. „Ein teurer Abend für die Versicherungen“, sagte ein Polizeisprecher.

Markus Baumgartner aus Augsburg war zu Besuch bei Verwandten in Germering, als der Hagel kam und die Scheibe sprang. Den Schaden muss er selbst bezahlen. „Haftpflicht ist halt Haftpflicht“, sagte er ernüchtert. Schlimm sieht es auch bei Philip Röhner aus. Der Hagel hat kopfgroße Gucklöcher ins Dach des Germeringer Altbaus geschlagen. „Nach nur 15 Minuten Unwetter sah unser Dach aus wie ein Schweizer Käse“, erzählte der 28-Jährige.

Ein Trümmerfeld ist die Gärtnerei von Hans-Peter Hübsch am Ortsrand von Inning (Landkreis Starnberg). Die beiden Gewächshäuser sind völlig zerstört. Das alte muss wohl abgerissen werden. „Das gibt es nicht mehr“, sagte Hübsch unserer Zeitung frustriert. Nun befürchtet er behördliche Probleme beim Wiederaufbau. „Wir sind hier im Außenbereich.“ Es gehe um nicht weniger als seine Existenz.

Auch in Seefeld, Wörthsee und Weßling gab es Schäden. „Das war ein schockierendes Erlebnis, weil es so wahnsinnig laut war“, erzählte Wörthsees Bürgermeisterin Christel Muggenthal gestern. Überall hätten Menschen auf den Straßen gestanden und die Schäden begutachtet. Die Gemeinde Gilching hatte Glück. Dort waren die Hagelkörner kleiner.

In Lohhof (Unterschleißheim) wurde das Volksfest aus Sicherheitsgründen evakuiert – noch bevor der Hagel kam. Im Freisinger Stadtgebiet kam es vor allem zu Wasserschäden, im nahen Moosburg musste der Flughafenexpress evakuiert werden. Ein Baum war in die Oberleitung geraten. Glimpflich kam der Landkreis Weilheim-Schongau davon. „Nur der nordwestliche Rand war leicht betroffen“, so Kreisbrandmeister Johann Deschler.  seo/tel/st/grä/gma/hvp/rd/wö/gü/mes/es

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