5 FRAGEN AN
Phil Hill ist Leiter des städtischen Klinikums Harlaching. Ein Gespräch über sehr erwünschte Helfer.
Was bedeutet die Arbeit der Grünen Damen und Herren für die Klinik?
Sie sind der gute Geist des Hauses. Sie haben ein offenes Ohr für alle Nöte und Belange der Patienten, die im stressigen Klinikalltag oft mal hinten runterfallen. Ich denke, unsere Mitarbeiter würden sich neben der Patientenversorgung gerne noch mehr Zeit für Gespräche nehmen – das klappt aber nicht immer.
Warum?
Es gibt einen Mangel an Pflegekräften und die Arbeit ist anspruchsvoller geworden. Die Patienten wollen trotzdem versorgt werden. Im Alltag fehlt die Zeit für Zusatzdienste, die über die Pflege hinausgehen. Da ist es eine echte Bereicherung, wenn die Grünen Damen und Herren solche pflegefremden Tätigkeiten übernehmen und mit den Patienten über ihre Sorgen sprechen. Für uns als Klinikleitung übrigens auch, denn wenn etwas nicht rund läuft, geben uns das die Grünen Damen und Herren oft direkt weiter. Sie sind ja überall im Haus unterwegs, nicht nur auf Station, sondern auch zum Beispiel bei der Patientenannahme oder zwischen den Stationen.
Sie sind also eine Art Mittler zur Klinikleitung?
Ja, auf jeden Fall. Zum offiziellen Feedbackbogen greifen viele Patienten nicht, im Gespräch mit den Grünen Damen und Herren ist die Hemmschwelle niedriger. Die geben das dann ungefiltert und unabhängig an uns weiter. Das ist in den hierarchisch aufgebauten Klinikstrukturen mit über 1000 Mitarbeitern sonst nicht immer der Fall. Wenn uns zum Beispiel gespiegelt wird, dass sich Patienten in bestimmten Situationen mehr Ansprache oder Orientierung wünschen, können wir uns das anschauen und gegebenenfalls ändern.
Wo helfen die Grünen Damen und Herren noch?
Die Unterstützung durch Familie und Freunde, wenn jemand im Krankenhaus liegt, hat in den letzten 15 Jahren abgenommen. Gerade in Ballungsräumen wie München. Auch da sind die Grünen Damen ein Segen, gerade für ältere Patienten oder solche ohne Angehörige. Sie vermitteln auch Sicherheit in der ungewohnten Klinikumgebung.
Warum gibt es diese Helfer nicht in jeder Klinik?
Ich glaube, es liegt in erster Linie daran, dass die Grünen Damen und Herren wie jedes Ehrenamt Nachwuchssorgen haben und schlicht nicht alle Kliniken bedienen können. Aus Kliniksicht spricht nämlich absolut nichts gegen die Zusammenarbeit – ganz im Gegenteil!
Anne-Nikolin Hagemann