Dramatik allerorten

von Redaktion

Sachsen: Während die CDU mit einem blauen Auge davonkommt, endet die Wahl für SPD und Linke desaströs

München – So ist das an Wahlabenden manchmal: Die CDU in Sachsen verzeichnet ein dickes Minus – und feiert doch einen Erfolg: Michael Kretschmer bleibt Ministerpräsident, obwohl die AfD ein historisch gutes Ergebnis einfährt.

Michael Kretschmer sieht eigentlich gar nicht aus wie ein Wahlsieger. Ein wenig blass und mit ernster Miene steht er in Dresden vor den klatschenden Parteifreunden. „Wir haben es geschafft“, ruft er, ohne zu lächeln. Und stellt die etwas steile These in den Raum: „Das freundliche Sachsen hat gewonnen.“ Das sei die deutliche Botschaft, die an diesem Tag von Sachsen ausgehe.

Nun ja, die Botschaft, die halb Europa an diesem Tag von Sachsen wahrnehmen wird, ist vielleicht eher, dass mehr als jeder vierte Wähler sein Kreuz bei der AfD gemacht hat. Die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt, deren Partei das beste Ergebnis in einem ostdeutschen Bundesland überhaupt eingefahren hat, findet den AfD-Erfolg „dramatisch“. Das klingt doch recht anders als bei Kretschmer. Der grüne Erfolg aber geht an diesem Abend der Extreme völlig unter. Es ist ja nicht nur die AfD: Die Linke halbiert sich fast, die SPD fährt das schlechteste Ergebnis bei einer Landtagswahl überhaupt ein. Und auch die CDU verzeichnet das bislang schwächste Ergebnis bei einer Sachsenwahl. Dramatik allerorten.

Sieger ist also die AfD, die laut Forschungsgruppe Wahlen bei Männern unter 60 Jahren stärkste Kraft ist. Aber eben auch der ernste Michael Kretschmer, der auf den letzten Metern einen großen Schlussspurt hingelegt hat. Umfragen zeigen, dass viele Wähler ihr Kreuz wegen ihm bei der CDU machten. 70 Prozent halten ihn für einen guten Regierungschef, sogar 66 Prozent der Grünen-Wähler. Noch vor zwei Monaten hatte eine Infratest-Umfrage CDU und AfD gleichauf bei 26 Prozent gesehen. Am Wahlabend hat der Ministerpräsident ein dickes Polster nach Rechts aufgebaut. „Die Bösartigkeit, die die AfD in den letzten Tagen noch einmal ausgegossen hat, hat nicht verfangen“, sagt er. Offen ist noch, wie viele Abgeordnete die AfD stellt. Wegen eines Formfehlers darf die Partei nur 30 Abgeordnete über die Liste entsenden – obwohl ihr nach dem Wahlergebnis mehr zustünden. Alles hängt nun an den Direktmandaten.

Sicher ist: Die CDU wird mit der AfD nicht koalieren. Da kann Bundestagsfraktionschefin Alice Weidel („60 Prozent der Sachsen haben konservativ gewählt.“) noch so sehr schimpfen. Ein solches Bündnis wolle in seiner Landtagsfraktion keiner, stellt Kretschmer klar. Es gehe jetzt darum, „eine Regierung zu bilden, die gut für unser Land ist“. Alles deutet darauf hin, dass die CDU mit Grünen und SPD regiert. M. SCHIER

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