Öl macht historischen Preissprung

von Redaktion

Einbruch der Produktionsmenge führt weltweit zu Turbulenzen

Singapur/Washington/Riad – Ölpreis-Schock an den Finanzmärkten: Nach den Drohnenangriffen in Saudi-Arabien sind die Ölpreise so sprunghaft gestiegen wie seit Jahrzehnten nicht, zu Handelsbeginn waren es bis zu 20 Prozent. Die Folgen bekommen auch die Verbraucher in Deutschland zu spüren: So wurde Heizöl teurer. Weltweit gerieten Aktienmärkte unter Druck. Anders als die USA bereitet die Bundesregierung aber keine Freigabe von strategischen Ölreserven vor.

Der Preis für Heizöl sprang am Montag regional unterschiedlich um drei bis fünf Cent je Liter nach oben. Die Heizölpreise sind in diesem Jahr bislang relativ stabil geblieben. Das war in früheren Jahren ganz anders, als die Verbraucher mit drastischen Preiserhöhungen und Preisstürzen konfrontiert waren. Vor sieben Jahren lag der Preis für Heizöl oberhalb von 90 Euro pro 100 Liter.

Am Samstagmorgen hatten mehrere Explosionen Anlagen von Saudi Aramco erschüttert. Nach Angaben des staatlichen Ölkonzerns ist der Komplex in Abkaik die größte Raffinerie des Landes. Ersten Angaben zufolge führten die Angriffe zu einem drastischen Einbruch der Produktionsmenge. Die Ölproduktion sei um 5,7 Millionen Barrel auf etwa die Hälfte des üblichen Tages-Volumens zurückgegangen, hatte die staatliche saudische Nachrichtenagentur berichtet.

Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 66,60 US-Dollar. Das waren 6,38 Dollar mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 5,45 Dollar auf 60,30 Dollar. In der Spitze war er vorübergehend auf den höchsten Stand seit mehreren Monaten gestiegen.

Infolge der Drohnenangriffe gab der Dax nach. Vor allem Aktien aus der stark vom Ölpreis abhängigen Luftfahrt- und Reisebranche gerieten unter Druck. Hingegen zählten Anteile aus dem Öl- und Gassektor zu den Gewinnern. Gefragt waren zudem der japanische Yen oder der Schweizer Franken. Sie gelten als sichere Häfen, in die sich Anleger in unsicheren Zeiten zurückziehen. Noch deutlicher legten Währungen von Ländern mit starker Rohölförderung zu, etwa die norwegische Krone und der russische Rubel.

Der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, rechnet damit, dass sich der Ölpreis schnell normalisieren wird. „Dauerhaft steigende Ölpreise und folglich Belastungen für die Konjunktur sind nur zu erwarten, wenn das Ölangebot tatsächlich dauerhaft verknappt wird“, sagte Fuest. Die Anrainerstaaten des persischen Golfs produzierten gut ein Drittel des weltweiten Öls. Wenn es dort zu einem massiven bewaffneten Konflikt käme, wäre die globale Ölversorgung gestört, und die Preise würden deutlich steigen: „Derzeit spricht jedoch wenig dafür, dass es dazu kommt.“

Die BayernLB erwartet, dass der Produktionsausfall in Saudi-Arabien nicht von anderen Ländern aufgefangen werden kann. Selbst die USA seien dazu trotz ihrer in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Ölförderung nicht imstande.  dpa

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