„Er handelte aus purer Menschlichkeit“

von Redaktion

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Hans Köchl aus Prittlbach im Kreis Dachau hat ab 1942 Häftlingen des KZ Dachau in ihrem täglichen Überlebenskampf geholfen. Er schmuggelte Lebensmittel und Päckchen ins Lager. Dafür macht ihn die Gemeinde Hebertshausen morgen posthum zum Ehrenbürger. Die Lebensgeschichte von Köchl hat der Hobbyforscher Thomas Schlichenmayer, 68, zusammen mit Angelika Eisenmann – und dank einigen Zufällen – aufgedeckt.

Herr Schlichenmayer, Hans Köchl ist 1972 gestorben. Sie haben 2016 angefangen, über ihn zu recherchieren. Wie kamen Sie darauf?

Wir haben ein Projekt über die 50er-Jahre in Ampermoching gemacht, wo ich zufällig auf einen Zeitzeugen gestoßen bin, der mir von einem Fahrrad mit Hilfsmotor erzählte, das früher mal Hans Köchl gehörte. Er fragte mich, ob ich den kenne. Nein, habe ich gesagt. Dann meinte er: Das ist doch der, der den Orden vom Papst bekommen hat, weil er Priesterhäftlingen im KZ geholfen hat. Da dachte ich: Mein lieber Freund, wenn es bei uns jemanden gibt, der vom Papst geehrt wurde und niemand das weiß, dann muss ich was tun.

Wie gingen Sie vor?

Es gab dann noch einen Zufall, der Angelika Eisenmann und mich zusammengeführt hat. Ihr Mann schlich bei einer Ausstellung um Köchls Fahrrad. Gemeinsam haben wir dann geforscht und im Gedenkstättenarchiv Schriften von überlebenden Priestern gefunden, die im Detail über Köchl berichtet haben.

Welche Details haben Sie besonders erstaunt?

Ein Priester hat aufgeschrieben, dass Köchl Asche von verbrannten Priesterhäftlingen aus dem KZ geschmuggelt und zur Kirche St. Jakob nach Dachau gebracht hat. Von dort konnte sie in die Heimatgemeinden der Priester gesendet werden. Es ist für mich aber auch erstaunlich, was er auf sich genommen hat – unter Lebensgefahr. Er handelte aus purer Menschenfreundlichkeit.

Was konnten Sie nicht herausfinden?

Wir wissen bis heute nicht, wer ihn für den Orden beim Vatikan vorgeschlagen hat. Vor einer Woche ist die Originalurkunde aufgetaucht – bei einem Mann in Allach. Das hat die Frage aber nicht beantwortet. Wir vermuten, dass es überlebende Priester aus Österreich oder Frankreich waren.

Interview: Christopher Meltzer

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