„Die Fülle an Informationen überfordert viele“

von Redaktion

7 FRAGEN AN

Über die Vor- und Nachteile von Google sowie mögliche Folgen haben wir mit Stephan G. Humer gesprochen. Er ist Leiter des Forschungs- und Arbeitsbereichs Internetsoziologie an der Hochschule Fresenius.

Welche Vorteile sehen Sie in der Suchmaschine?

Die Möglichkeit, schnell an Informationen zu kommen, hat sich durchgesetzt und bewährt. Man merkt auch, dass die Menschen sich angepasst haben und mit der Verschlagwortung als Suchmodus umgehen können. Außerdem hat man viele Antwortmöglichkeiten: von einfachen, erklärenden Zeitungsartikeln bis hin zu wissenschaftlichen Papern.

Und die Gefahren?

Die Frage, wie man mit der Fülle an Informationen umgeht. Das ist ein Problem, für das wir noch keine Lösung gefunden haben. Das war auch jetzt in der Pisa-Studie zu sehen, dass Schüler Schwierigkeiten haben, echte von falschen Nachrichten zu unterscheiden.

Was kann man tun?

Man muss anerkennen, dass Digitalisierung eine Revolution ist und einen entsprechenden Umgang verlangt. Man muss mit Informationen strategisch umgehen, da es keine Trennung mehr zwischen Beruf und Privatleben gibt – im Gegensatz zu früher. Sich einfach nur intuitiv treiben zu lassen, funktioniert nicht.

Wie groß ist der Einfluss von Google auf Einstellungen und Meinungen?

Im Gegensatz zu vielen Kollegen vertrete ich die These, dass wir da noch sehr viel eigene Kontrolle haben. Was Google von uns verlangt, ist eine bewusste Beschäftigung. Die Kommunikation ist individueller und besser geworden, aber das muss man auch können.

Was halten Sie von der automatischen Suchvervollständigung?

Die finde ich sehr spannend, weil sie zeigt, was die Menschen gerade interessiert. Ein stückweit ist das natürlich selbstverstärkend, weil es Leute in Richtungen lenken kann. Dennoch finde ich das eine tolle Erweiterung, die effizienteres Suchen ermöglicht.

Gibt es kulturelle Unterschiede bei der Suche?

Im Kern suchen wir alle weltweit ähnlich, nur die Trends gehen regional mal in eine andere Richtung.

Ist Google nun eher Fluch oder Segen?

Für mich ganz klar Segen. Die Nachteile sind sehr gering im Vergleich zu dem, was wir gewonnen haben. Es geht nicht nur um Information, sondern auch um die Innovationskraft und Kreativität des Konzerns. Alles, was da entstanden ist, möchte ich auf keinen Fall mehr missen.

Interview: Phillip Plesch

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