„Kinder wollen diesen Zauber“

von Redaktion

5 FRAGEN AN

Ehrlich sein und die Wahrheit sagen? Oder für die Magie schwindeln? Vivian Löhr ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in München – und selbst Mutter zweier Kinder. Sie erklärt, wie man mit Kindern über das Christkind sprechen soll.

Was sollten Eltern auf die Frage „Gibt es das Christkind wirklich?“ antworten?

Klar gibt es das Christkind! Unbedingt sollten Eltern das antworten. Denn egal in welchem Alter, immer spielt das Christkind eine Rolle: In jüngeren Jahren ist es die magische Fantasiefigur, die Geschenke bringt, später ist die Figur mit Jesu Geburt verknüpft. Je nach Alter kann oder möchte das Kind ans Christkind glauben.

Darf man seine Kinder denn anschwindeln bezüglich Christkind oder Nikolaus?

Hier handelt es sich ja gar nicht um richtiges Schwindeln, sondern es ist eher ein Mitgehen in der Fantasie.

Warum glauben Kinder so gerne ans Christkind?

Im Alter von zwei bis vier Jahren beginnt das sogenannte magische Denken. In dieser entwicklungspsychologischen Phase können die Kinder nicht zwischen Fiktion und Realität unterscheiden. Es ist eine ganz besonders schöne Zeit im Leben der Kinder. Bis sie acht Jahre alt sind, spielen Zauber und Magie eine sehr wichtige Rolle in ihrer emotionalen Welt. Oft haben Kinder in der Zeit auch imaginäre Freunde. Eltern sollten deshalb nicht erschrecken, das spricht für Fantasiereichtum.

Sie sind selbst Mama – wie halten Sie’s daheim?

Ich versuche meine Kinder darin zu unterstützen, zu glauben. Wir sollten ihnen diesen Zauber nicht kaputtmachen – wir lassen uns ja selbst an Weihnachten davon mitreißen. Irgendwann merken sie selbst, dass es nicht real ist. Und oft wollen sie dennoch daran glauben. Eben weil sie sich diesen Zauber erhalten wollen. Die Erinnerung an das Gefühl, das wir als Kinder an Weihnachten hatten, macht letztlich auch für uns Erwachsene dieses Fest so wichtig.

Wann haben Sie selbst durchschaut, dass es das Christkind gar nicht gibt?

Früh! Weil ich Dänin bin, kam bei uns nicht das Christkind, sondern Julemanden – der Weihnachtsmann. Persönlich. Und immer fünf Minuten davor ging einer der Erwachsenen aufs Klo. Als ich vier war, kam also der Weihnachtsmann und sagte irgendwann: „Dieses Geschenk ist für den Opa.“ Und ich sagte: „Das bist Du!“ Obwohl ich den „Betrug“ durchschaut hatte, musste natürlich noch jahrelang der Weihnachtsmann kommen. Das war wichtig! Nur haben wir Kinder, als wir älter waren, immer darauf geachtet, welcher von den Erwachsenen diesmal aufs Klo geht.

Interview und alle Texte: Martina Williams

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