Er gilt als hervorragender Skifahrer und er ist Ehrenmitglied der Gebirgsschützenkompanie Traunstein. Seine Spitznamen, die er im Laufe der Jahre im Vatikan angesammelt hat, lauten: „Don Georg“, „schönster Mann im Talar“ und natürlich „George Clooney des Vatikans“. Georg Gänswein, 63, ist seit vielen Jahren ein mächtiger Mann in der katholischen Kirche. Seine Bekanntheit dürfte die der meisten deutschen Kardinäle weit in den Schatten stellen. Der Mann, der von Benedikt XVI. zum Erzbischof geweiht wurde, ist im Laufe der Jahre zum Liebling der bunten Blätter geworden. Vor einiger Zeit verriet er sogar seine Naschgewohnheiten: „Ich bin ein großer Liebhaber von Süßem, und ich verachte auch nicht einen guten Tropfen“, erzählte er bereitwillig. „In der Fastenzeit nehme ich mir vor, auf beides zu verzichten.“
Man darf sich von seinen stets charmanten Auftritten nicht täuschen lassen: Gänswein kann auch austeilen. Als Papst-Sekretär hat er 2018 den Kreuz-Erlass der bayerischen Landesregierung begrüßt. Der Vorstoß von Ministerpräsident Markus Söder, künftig in allen Behörden in Bayern Kruzifixe aufzuhängen, bewahrt den Staat „vor der Versuchung, sich totalitär des Menschen zu bemächtigen“, sagte er. Gleichzeitig watschte er Kardinal Reinhard Marx, den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, ab, der sagte, durchs Söders Vorstoß seien „Spaltung und Unruhe“ entstanden. Über Marx sagte Gänswein damals: „Das hat der Erzbischof von München und Freising in einer ersten wenig erleuchteten Wortmeldung von sich gegeben.“ Gänswein war früher selbst immer wieder für höhere kirchliche Ämter in Deutschland gehandelt worden. So wurde er 2007 als möglicher Erzbischof von München genannt und später als Nachfolger von Kardinal Meisner in Köln. Daraus wurde nie etwas.
Der Sohn eines Schmiedemeisters aus dem baden-württembergischen Walds-hut hat eine steile Karriere hinter sich: Nach der Priesterweihe promovierte er in München, seine Sporen verdiente er sich in den 1990er-Jahren beim Freiburger Erzbischof Oskar Saier, dann kam er nach Rom. 2003 nahm Ratzinger den Badener unter seine Fittiche.
Der Kurienerzbischof steht seit 2005 im Dienst der Päpste. Sein Verhältnis zu Benedikt XVI., dessen Privatsekretär er ist, gilt als besonders eng. Zudem koordinierte er für Papst Franziskus die Privataudienzen und er begleitete ihn zu Generalaudienzen. Seine Beziehung zu Franziskus beschrieb er vor einiger Zeit so: „Ich meine, dass wir es ganz gut miteinander können, trotz aller Unterschiede in Charakter, Stil und Temperament.“ Diesen Satz würde er so heute wahrscheinlich nicht mehr unterschreiben. sts