„Woche der Katastrophen“, heißt es damals in unserer Zeitung. Es ist der 10. Februar 1970: Drei arabische Terroristen versuchen, während der Zwischenlandung am Flughafen in Riem eine Maschine der israelischen Fluglinie El Al zu entführen. Im Flugzeug sitzt auch der Sohn des israelischen Verteidigungsministers sowie die berühmte israelische Schauspielerin Hannah Maron, die in Fritz Langs „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ mitspielte. Das palästinensische Terrorkommando schießt mit Sturmgewehren und wirft Handgranaten. So wollen die Männer die Passagiere zurück an Bord treiben, um das Flugzeug nach Libyen zu entführen.
Arie Katzenstein, 31, ist mit seinem Vater unterwegs. Er wirft sich auf eine Granate, um andere zu schützen. Er stirbt. Der Vater bedauert ein Leben lang, dass nicht er sich geopfert hat. Die Palästinenser sorgen für ein Blutbad, aber der Tag hat auch Helden: Pilot Uri Cohen attackiert die Terroristen und verschafft der Polizei Zeit. Die Entführer lassen weitere Granaten fallen, Cohen wird schwer verletzt. Genau wie Hanna Maron, ihr wird später ein Bein amputiert. Am Nachmittag zieht Münchens Polizeipräsident eine traurige Bilanz: „ein Toter, elf Schwer- und Leichtverletzte“.
München steht unter Schock. Drei Tage später folgt der Anschlag auf das jüdische Altenheim in der Reichenbachstraße, sieben Menschen sterben. Nochmal vier Tage später werden drei Palästinenser in Riem verhaftet. Sie sind an Bord eines Flugzeugs, das aus Paris kommt und gleich nach Belgrad weiterfliegen soll. Dem Piloten fallen die ausgebeulten Manteltaschen auf – die Männer haben Schusswaffen bei sich. Durch die Entführung wollten sie in Israel inhaftierte Kampfgenossen freipressen.
Deutschland steht im Mittelpunkt einer Terrorwelle. Am 21. Februar explodiert im Frachtraum eines Flugzeugs der „Austrian Airlines“ eine Bombe. Der Flieger ist auf dem Weg von Frankfurt nach Wien, um von dort nach Israel zu fliegen. Der Pilot kann das Flugzeug gerade noch notlanden. Es gibt keine Opfer. Ein paar Stunden später explodiert eine weitere Bombe: Alle 47 Insassen sterben, als der Swissair-Flug 330 kurz nach dem Start in Zürich in einem Wald stürzt. Bis heute konnten die genauen Hintergründe nicht ermittelt werden. Eine heiße Spur führt zur Volksfront zur Befreiung Palästinas. Ziel von Flug 330 war Tel Aviv.
Die beiden Angriffe auf die Flugzeuge ereignen sich einen Tag vor dem ersten Besuch eines israelischen Außenministers in der Bundesrepublik. Der damalige Außenminister heißt Abba Eban. Er landet am 22. Februar 1970 in München, elf Tage und 55 Tote nach der ersten Attacke in Riem. sts