Ebersberg – Bauchschmerzen statt Glücksgefühle nach dem Kauf der Traumimmobilie: Robert Niedergesäß (CSU), Ebersberger Landrat, weiß, wie sich das anfühlt. Der Landkreis hat von der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg ein Gebäude im Herzen der Kreisstadt gekauft. In dem Haus, das die Bank früher als Verwaltungs- und Geschäftsgebäude nutzte, will Niedergesäß Mitarbeiter des Landratsamts unterbringen. Das Haus wechselte für 12,1 Millionen Euro den Besitzer. Die Verhandlungen waren einfach, Bankvorstände und Landrat kennen sich gut, schließlich ist Niedergesäß qua Amt Verwaltungsratsvorsitzender des Geldinstituts.
Dann zogen dunkle Wolken auf, die immer düsterer wurden, bis der Landkreis schließlich sogar im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahl landete. Was war passiert? Es hatte sich herausgestellt, dass der Landkreis die Gebäudesubstanz nicht ausreichend geprüft hatte. Stattdessen hatte er sich auf ein Gutachten der Sparkasse, also des Verkäufers, verlassen. Anfangs war von 3,3 Millionen Euro die Rede, die in den Umbau gesteckt werden müssten. Doch bei näherer Untersuchung schnellten die Kosten dramatisch in die Höhe, bis sogar die Horrorzahl von 97 Millionen Euro für Abbruch und Neubau verbreitet wurde. Mittlerweile ist von rund 18 Millionen Euro für die Sanierung die Rede.
Der 49-jährige Niedergesäß, der die Ebersberger bei der Kommunalwahl am 15. März um eine Verlängerung seiner Amtszeit bittet, musste Ende Januar im Kreistag zu Kreuze kriechen. Er entschuldigte sich bei allen Kreisräten.
Und wie geht’s weiter? Der Landkreis bleibt Eigentümer, baut die Immobilie um, die Mehrkosten tragen die Steuerzahler. Sie können sich aber zumindest am Beschluss des Kreistags freuen, dass sich der unüberlegte Kauf einer Immobilie nie mehr wiederholen soll. MICHAEL ACKER