Wolfratshausen – Die Flößerstadt plagt seit Jahren eine mehr oder minder subjektiv empfundene Parkplatznot. Viele mögliche Standorte und Varianten für Parkdecks- und -häuser wurden diskutiert und wieder verworfen. Den tollkühnsten Vorschlag machte der Kulturreferent des Stadtrates, Alfred Fraas: Ein 15 Meter hohes Brückenbauwerk mit acht Halbgeschossen über der Loisach, mitten in der historischen Altstadt, in dem gut 260 Autos einen Platz finden könnten. Der CSU-Politiker verwies auf ähnliche Konstruktionen in Stuttgart und Leipzig, die jeweils mehrspurige Autobahnen überspannen. Technisch sei ein solches Bauwerk also kein Problem.
Die CSU-Ortsvorsitzende Susanne Thomas rang angesichts des Vorstoßes ihres Parteifreundes lange um Worte, um schließlich eine Art Entschuldigung zu formulieren: „Wir haben im Stadtrat gesagt, es gebe keine Denkverbote.“ Vize-Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) kam dagegen zu dem Schluss: Der Bau wäre „ein Wahnsinn, ein kommunalpolitischer Selbstmord“. Rathauschef Klaus Heilinglechner (BVW) bemerkte diplomatisch, die idyllisch durch die 18 000-Einwohner-Stadt fließende Loisach „zu verbauen, halte ich zumindest für zweifelhaft“. Der Verein Lebendige Altstadt Wolfratshausen (LAW) nahm kein Blatt vor den Mund: „Bewirbt sich Herr Fraas damit um den Orden wider den tierischen Ernst?“
Das Gros der Einheimischen reagierte auf die Monster-Brücke, die viele Millionen Euro verschlingen würde, mit Fassungslosigkeit. Für den Stadtrat mutmaßlich mit ein Grund, die Parkbrückenpläne in der Schublade verschwinden zu lassen, eine Abstimmung über das Projekt erfolgte bis dato nicht. CARL-CHRISTIAN EICK