Der Gegner, den sich Hubert Aiwanger für den Politischen Aschermittwoch der Freien Wähler ausgesucht hat, sitzt in Berlin. Die Bundesregierung gleiche einem Gruselkabinett in einem Gespensterschloss, spottet der Parteivorsitzende in der Stadthalle in Deggendorf. Jetzt, wo die Schlossherrin vor dem Wechsel auf den Alterssitz stehe, kämen die Scheintoten aus dem Verlies geschlichen. Und während Annegret Kramp-Karrenbauer im Schlossgarten die Krähen verscheuche, stehe Markus Söder am Burggraben und spucke Kirschkerne.
Mehr Spitzen oder gar direkte Angriffe gegen Ministerpräsident und CSU bekommen die rund 1000 Besucher vom Wirtschaftsminister nicht zu hören. Im Saal hat man Verständnis für dieses Bemühen um Harmonie in der Staatsregierung. Die Attacken gegen die Bundesregierung, auch gegen Brüssel, die Grünen und „Teenies, die Autos abschaffen wollen und Arbeitsplätze kaputt machen“, kommen an. Überhaupt wirkt Aiwangers Auftritt wie der vorgezogene Auftakt zum nächsten Bundestagswahlkampf. Man müsse 2021 erst in möglichst viele Landtage, dann in den Bundestag einziehen, sagt er. „Dort gehören wir hin, um die Lage zu bereinigen.“
Auch beim Thema Energiepolitik zeigt Aiwanger nach Berlin, wo man nicht in der Lage sei, Hürden für die Photovoltaik zu beseitigen. Punkte, in denen er mit der CSU nicht einig ist, Stromtrassen etwa, spart er aus. Besonders bemüht er sich in Deggendorf um die Landwirte. Einige waren mit Traktoren gekommen. „Ihr seid heute unsere Ehrengäste“ ruft er ihnen zu. Die Bauern würden Mittelpunkt der politischen Strategie bleiben, verspricht Aiwanger. STEFAN REICH