München – Für die beiden 24 Jahre alten Italiener war es ein schöner Tag in den Tiroler Bergen. In der Nordkette, direkt über Innsbruck, verbrachten sie den Nachmittag des 22. Februar im Restaurant auf der Seegrube. Gegen 19 Uhr ging es mit der letzten Gondel der Hungerburgbahn zurück in die Stadt. Vier Tage später stellte man bei den beiden Touristen eine Corona-Infektion fest und die Tiroler Landesregierung veröffentlichte den Verlauf des Urlaubstages im Internet.
Die Suche nach Kontaktpersonen ist wie ein Puzzlespiel. Die Behörden suchen auf der ganzen Welt auf Hochtouren nach Menschen, an die Infizierte das Virus womöglich unbemerkt weitergegeben haben. Besonders wahrscheinlich sei eine Ansteckung weiterer Fahrgäste der Bergbahn zwar nicht, sagt der Tiroler Landessanitärdirektor Franz Katzgraber. Man wolle aber im Sinne maximaler Transparenz alle Betroffenen, die sich zu den Zeiten vor Ort aufhielten, die Möglichkeit geben, sich bei einer Hotline des Landes Tirol zu melden.
In Wien riegelte die Polizei am Mittwoch kurzzeitig ein Gymnasium ab, nachdem bei einer Lehrerin nach ihrer Rückkehr aus Norditalien ein Corona-Verdacht aufkam. Der Verdacht bestätigte sich nicht. Positiv getestet wurde dagegen ein Wiener, der zuhause unter Quarantäne steht. Ein 72-Jähriger liegt seit zehn Tagen mit klassischen Grippe-Symptomen in einem Wiener Krankenhaus. Insgesamt gibt es in Wien drei bestätigte Corona-Infizierte.
In Frankreich ist die Zahl der infizierten Menschen von bisher 18 auf 38 angestiegen. Ein Patient sei gestorben. man wappne sich für eine Infektionswelle, hieß es. In Italien sind es bereits so viele Fälle, dass es kaum möglich ist, alle Bewegungsprofile zu analysieren. Mehr als 400 Infektionen und zwölf Tote gibt es in dem Land, das am stärksten in Europa betroffen ist. Nun hat sich auch der Bürgermeister der Kleinstadt Borgonovo in der norditalienischen Region Emilia-Romagna angesteckt.
Auch in Bayern ist der Erreger weiter präsent: Gestern Abend teilte das bayerische Gesundheitsministerium mit, dass es in Mittelfranken einen Mann gebe, der sich bei einem Mann aus Italien angesteckt hat. Im Landkreis Rosenheim gibt es zudem einen neuen Verdachtsfall. Eine in der Intensivpflege tätige Person aus dem Landkreis sei auf Covid-19 getestet worden, teilte das Landratsamt mit. Die Person leidet unter leichten Halsschmerzen und war bis vor Kurzem in Norditalien tätig. Das Testergebnis soll heute vorliegen.
Nachdem in Neu-Ulm bei einem 25-Jährigen ein Corona-Verdacht auftrat, sucht das Gesundheitsamt auch über die Medien nach Menschen, die mit dem Mann in der Samstagabendvorstellung in einem Neu-Ulmer Kino saßen. Vier seiner Sitznachbarn sind bereits identifiziert. Sie dürfen ihre Wohnung nicht verlassen.
In Nordrhein-Westfalen sind 14 weitere Personen mit dem Coronavirus infiziert. Der Kreis Heinsberg teilte mit, dass sich die Zahl der bestätigten Covid-19-Fälle dort auf 20 erhöht habe. Schätzungsweise 1000 Menschen seien in vorsorglicher häuslicher Quarantäne. „Das ist eine rein statistische Rechnung“, sagte ein Sprecher des Kreises. Bei der im Fokus stehenden Karnevalsveranstaltung könnte es etwa 400 Kontaktpersonen gegeben haben. Für deren Partner und Kinder könnte rein rechnerisch der Faktor 2,5 angesetzt werden, womit man auf die Zahl 1000 komme.
Auch in Baden-Württemberg gibt es laut Sozialministerium vier weitere Infizierte. Damit ist die Zahl der Infektionen in dem Bundesland auf acht gestiegen. Bei drei der neuen Fälle handelt es sich um zwei Frauen und einen Mann aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald beziehungsweise Freiburg. Sie hatten an einem Business-Meeting in München teilgenommen. Die drei Patienten sind in einer Klinik. Ein weiterer bestätigter Fall wurde aus dem Landkreis Böblingen gemeldet. Auch in Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz gibt es einen infizierten Mann, der im Iran gewesen war.