München – Gesundheitsminister Jens Spahn sagt, Deutschland sei gut für eine drohende Epidemie aufgestellt. Ist das so? Grundsätzlich gilt: In allen Kliniken gibt es „Ausbruchsmanagementpläne“. Die Abläufe bei Epidemien müssten Experten zufolge nicht neu geregelt werden. Die Patienten würden so durch Kliniken geleitet, dass sie niemanden anstecken.
Betten mit speziellen Unterdruckschleusen, wie sie für extrem gefährliche Infektionskrankheiten wie Ebola vorgesehen sind, gibt es bundesweit zwar nur 47. Offiziellen Empfehlungen zufolge braucht man diese für das Coronavirus aber nicht. Ein Sprecher der Deutschen Krankenhausgesellschaft: „Ein Isolierzimmer kann jedes Zimmer sein.“ Vorausgesetzt es habe eine Nasszelle und die Lüftung sei abschaltbar.
Auch die großen Kliniken in München sind gut gerüstet: „Wir sind auf derartige Situationen vorbereitet – wir müssen auch jedes Jahr mit Grippewellen umgehen“, erklärt Privat-Dozent Dr. Christoph Spinner, Infektiologe am Klinikum rechts der Isar. „Wir haben Personalschulungen durchgeführt und Personaltrainings, damit Betroffene lernen, wie sie Schutzkleidung richtig an- und ablegen. Wir bewerten die Lage täglich neu. Maßnahmen werden dynamisch getroffen.“
Dennoch: „Es gibt Engpässe bei Desinfektionsmitteln und Schutzkleidung“, sagt Spinner. „Wir haben unsere Vorräte schon im Januar erhöht. Sollte der Bedarf exorbitant steigen, müssen wir aber neu schauen.“ Aktuell gebe es keinen Anlass dafür.
Auch in der München-Klinik Schwabing, wo zuletzt fast alle Corona-Virus-Patienten aus der Region betreut wurden, heißt es: „Wir sind auf eine erhöhte Belastung der Notfallzentren vorbereitet.“ Der Klinikverbund sehe „alle Krankenhäuser in München in der Verantwortung“. Bei Häufungen könne gezielt das „Ausbruchsmanagementteam“ einberufen werden.
Experte Spinner betont: „Es gibt bei der Kapazität keine harte Grenze – wir regulieren dynamisch nach.“ Alle infektiologischen Abteilungen Bayerns arbeiteten gut zusammen. Zudem würden Hausärzte Pläne entwickeln, wie eine ambulante Versorgung aussehen könne – „bei Weitem nicht alle potenziellen Corona-Patienten müssen grundsätzlich stationär behandelt werden“, so Spinner.
Stefan Huber, Geschäftsführer der Kreisklinik Ebersberg, sagt: „Wir sind nicht nur jetzt, sondern ständig vorbereitet.“ Bei einem Verdachtsfall werde die Person zunächst isoliert. Dazu gibt es sowohl in der Notaufnahme als auch auf den Stationen speziell ausgestattete Räume. Laut Huber hätten diese auch eine Sicherheitsschleuse. Mitarbeiter dürften die Räume nur mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen betreten: Schutzkleidung, Schutzkittel, Handschuhe, Schutzbrille, Maske. Der Patient erhält einen Mund-Nasen-Schutz.
Am Klinikum Freising bereitet man sich ebenfalls auf den ersten Corona-Fall vor: Regelmäßig treffen sich Geschäftsführung, Ärzte und Pflegepersonal zu Gesprächen. Abläufe und Maßnahmen für den „Ernstfall“ werden besprochen – und generell herrsche „sehr hohe Aufmerksamkeit und Sorgfalt“, wie Klinikum-Sprecher Sascha Alexander betont. Ob Corona oder Grippe: Am Klinikum ist alles standardisiert: Wenn Patienten mit einschlägigen Symptomen in die Notaufnahme kommen oder per Krankentransport angeliefert werden, wird grundsätzlich nach festgelegten Richtlinien abgeklärt, was dahintersteckt. Hat der Patient schwere Symptome, wird er schon in der Notaufnahme in einen separaten Raum gebracht und kommt in ein Isolierzimmer mit zusätzlichen Hygiene- und Sicherheitsstandards.
Auch im Kreis Weilheim-Schongau sei man gut aufgestellt, heißt es aus dem Gesundheitsamt: „Wir haben unsere Pandemiefälle aktualisiert.“ Zudem sei das Amt im engsten Austausch mit den drei Kliniken des Kreises.
Im Fall einer Pandemie rechnen Experten auch mit schwersten Fällen, insbesondere dramatischen Lungenerkrankungen. Dafür würden dann Beatmungsgeräte nötig. 28 000 davon gibt es in deutschen Kliniken – hoffentlich genug. mm