München – Hatten Sie kürzlich auch so ein Kratzen im Hals, mussten oft husten und fühlten sich abgeschlagen? Und war da nicht dieser CoronaFall in der Nachbarschaft? Wer wissen will, ob er selbst das Virus hat, sucht oft im Internet – und findet zahllose Testangebote. Doch welche helfen wirklich weiter?
Um das herauszufinden, sollten Sie sich erst diese Frage stellen: Haben Sie aktuell Beschwerden? Dann brauchen Sie einen Test, der eine akute Infektion anzeigt. Das klappt mit einem „PCR-Test“, der nach Viren-Erbgut sucht. Haben Sie typische Corona-Beschwerden, müssen Sie den Test nicht selbst bezahlen. Dann wenden Sie sich an den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter Tel. 116 117.
Doch was tun, wenn man einen Test bei Ihnen für unnötig hält – oder Sie keine Beschwerden haben, aber vor dem Besuch im Altenheim gern Sicherheit hätten? Dann können Sie den Test auf eigene Kosten – rund 180 bis 200 Euro – beim Arzt durchführen lassen. Auch an Dr. Markus Frühwein, Allgemeinarzt in München, wenden sich immer wieder Patienten mit diesem Wunsch. „Der Test ist aber immer nur eine Momentaufnahme“, warnt er. Zeigt er eine Infektion an, sei man zwar sehr sicher wirklich infiziert. Ist das Ergebnis negativ, bedeute das noch lange nicht, dass man ganz sicher coronafrei ist.
Das gilt mehr noch, wenn man den Abstrich selbst daheim durchgeführt hat. Auch solche Angebote findet man im Netz: Abstrich nach Anleitung nehmen und zum PCR-Test ins Labor schicken. So ein Abstrich sei aber etwas für Profis, warnt Frühwein. Man müsse tief in Nase und Rachen, die richtige Stelle erwischen. Ist das Testergebnis negativ, könne das bei einem Selbsttest also schlicht daran liegen, dass man etwas verkehrt gemacht hat.
Viele interessieren sich aber ohnehin mehr dafür, ob sie Covid-19 schon hatten. Das lässt sich mit einem Antikörper-Test herausfinden. Bei einer Infektion bildet das Immunsystem spezifische Antikörper gegen den Erreger, allerdings erst nach etwa zwei Wochen. Bei Sars-CoV-2 lassen sich solche Antikörper sogar teils erst nach mehreren Wochen im Blut nachweisen. Noch ist nicht gesichert, dass sie eine Immunität belegen.
Dennoch finden sich im Internet viel Angebote – etwa auf Heim-Schnelltests, die meist so funktionieren: Etwas Blut aus dem Finger entnehmen, den Tropfen auf das Testfeld auftragen, warten – und schon zeigt der Test, ob Antikörper gegen Sars-CoV-2 im Blut sind; ähnlich wie ein Schwangerschaftstest.
Solche Schnelltests seien aber sehr unsicher, warnt Frühwein. Deutlich genauer sei es, das Blut im Labor mit einem „ELISA“ genannten Verfahren auf Antikörper prüfen zu lassen. Auch hier gibt es Unterschiede. Wer wissen will, wie treffsicher der Antikörper-Test eines Anbieters ist, sollte auf die Sensitivität und die Spezifität achten. Erstere gibt an, bei welchem Anteil der Infizierten der Test anschlägt. Die Spezifität verrät, wie viele Gesunde wirklich als gesund erkannt werden. Ein Beispiel: Bei einer Spezifität von 99,8 Prozent zeigt der Test bei zwei von 1000 Getesteten ein positives Ergebnis – obwohl sie nie infiziert waren. Die Angaben beruhten zudem oft allein auf Herstellerangaben, sagt Frühwein – und warnt davor, sich auf einen positiven Antikörper-Test zu verlassen und dann auf Schutzmaßnahmen zu verzichten; auch, wenn einige Anbieter genau damit werben. Doch: Lag der Test daneben, würden Betroffene zu „tickenden Zeitbomben“.
Abstrich daheim? Unsichere Sache!
Vorsicht mit Schnelltests