Siemens Healthineers hat mit der weltweiten Auslieferung eines Antikörpertests für das Coronavirus begonnen. Schon im Juni will die Erlanger Siemens-Tochter über 50 Millionen Tests pro Monat produzieren, womit man zu den zwei bis drei global führenden Wettbewerbern zählt. „Es war unser Anliegen, einen hochpräzisen Antikörpertest für Millionen von Menschen zu liefern“, sagt der Labordiagnostik-Chef von Siemens Healthineers, Deepak Nath. Der Test laufe auf einer installierten Basis von weltweit rund 20 000 Siemens-Analysesystemen und sei bereits in Europa zertifiziert. Eine Notfallzulassung in den USA stehe bevor. Ein weiterer Antikörpertest ist bei Siemens in Entwicklung.
Die Antikörper-Testkits werden an zwei US-Standorten für den weltweiten Bedarf produziert und von dort verteilt. Keine Nation werde bevorzugt, betonen die Erlanger. Der Test könne innerhalb von nur zehn Minuten Auskunft darüber geben, ob ein Mensch Antikörper gegen das Coronavirus im Blut hat, sagt die Marketingchefin der Siemens-Healthineers-Sparte Labordiagnostik, Kerstin Wagner. Der Test soll sehr zuverlässig sein: Die Sensitivität liegt laut Hersteller bei 100 Prozent, die Spezifität bei 99,8 Prozent.
Corona-Antikörper im Blut sind aber nicht gleichbedeutend mit einer Immunität gegen das neue Virus. Eine Immunität sei noch nicht final nachgewiesen, sagt auch Wagner. Sie hofft aber, dass dieser Nachweis in Kürze gelingt.
Da der Test auf dem neuen Healthineers-Labordiagnostik-System Atellica durchführbar ist, erwartet sich die Siemens-Tochter einen Schub für diesen bislang nur mühsam aus den Startlöchern kommenden Hoffnungsträger. Atellica-Systeme kann Siemens Healthineers binnen zwei bis drei Monaten liefern. Ein solches System kann stündlich 440 Antikörpertests analysieren. Andere Laborsysteme schaffen pro Stunde nur etwa die Hälfte. Mit einer Kapazität von bei Bedarf über 50 Millionen Antikörpertests pro Monat zählen die Erlanger nach eigener Einschätzung zu den weltgrößten Anbietern. Antikörpertests sind Voraussetzung für Immunitätsausweise, die unter anderem auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) immer wieder ins Spiel bringt.
Mit dem Antikörpertest verbindet Siemens Healthineers noch eine weitere Hoffnung. Er könnte auch geeignet sein, die Wirksamkeit eines späteren Impfstoffs nachzuweisen, weil er mit dem gleichen Protein arbeitet, auf das auch viele Impfstoffhersteller abzielen.
Schon im Einsatz und sowohl in der EU als auch den USA zertifiziert hat Siemens Healthineers einen sicheren Nachweistest für das Coronavirus. Der liefert binnen zwei bis drei Stunden zuverlässige Ergebnisse. Hier sind die Testkit-Kapazitäten mit gut 2,5 Millionen monatlich allerdings weit kleiner als beim Antikörpertest, was den Konzern in diesem Bereich zu einem eher kleineren Anbieter macht. Die Corona-Tests sollen der Siemens-Tochter mit zuletzt 14,5 Milliarden Euro Jahresumsatz zusätzliche dreistellige Millionen-Erlöse bringen. thm