München – Viele Unternehmen bangen in der Corona-Krise um ihre Existenz, andere bedienen neue Bedürfnisse. Dazu gehört auch das Münchner Start-up „Loewi“, das Sportlern zu Höchstleistungen verhilft – und neuerdings einen Corona-Heimtest für 69 Euro anbietet. Ein Gespräch mit Philipp Merk, 25, Gründer und Geschäftsführer.
Sie bieten jetzt Corona-Antikörper-Tests an. Wie sind Sie dazu gekommen?
Wir hatten selbst einen Corona-Fall im Team. Da waren wir schon im Homeoffice, fragten uns aber trotzdem, ob wir es auch schon gehabt haben. Dazu kam ein Aufruf der Europäischen Kommission an junge, innovative Unternehmen, Lösungen für die Corona-Krise zu finden. Wir haben mitgemacht und wurden für einen der vielversprechendsten Ansätze ausgezeichnet. Da wir das Glück einer bestehenden Lieferkette und Erfahrung mit Blutheimtests hatten, konnten wir in der Woche darauf erste Tests verschicken.
Wozu haben Sie vor Corona Blutheimtests genutzt?
Loewi ist eine Ausgründung der Technischen Universität (TU) München mit dem Ziel, personalisierte Ernährung und Gesundheit für jedermann zur Verfügung zu stellen. Wir haben Loewi zu viert gegründet, darunter ein ehemaliger Professor der TUM. Professor Scherr ist Olympiaarzt, hat viele Profisportler betreut. Deren Blut wurde untersucht und auf Basis der Ergebnisse haben sie Ernährungspläne und Nährstoffmischungen bekommen, von Hand gemischt. Mit Loewi wollten wir das so automatisieren und digitalisieren, dass es für jeden zugänglich wird.
Wie geht das konkret?
Mit unserem Testkit nimmt man sich zu Hause selbst ein paar Tropfen Blut ab und schickt das Röhrchen ein. Das Blut wird in einem Fachlabor auf viele Stoffe analysiert, die für Gesundheit und Ernährung wichtig sind. So sieht man: Wo ist der Bedarf noch nicht gedeckt? Das ist weltweit einzigartig. Viele Leute nehmen ja Nahrungsergänzungsmittel, die sie nicht brauchen. Wir geben dem Einzelnen nur das, was er wirklich braucht; nicht zu viel und nicht zu wenig.
Dann sind Ihre Kunden also vor allem Sportler?
Ein wichtiger Teil, zum Beispiel Olympiaathleten und Profifußballer. Zu unseren Kunden zählen aber auch allgemein Gesundheitsbewusste – oder Frauen in der Schwangerschaft, da eine gezielte Ergänzung für die Entwicklung des Kindes wertvoll ist. Ärzte setzen das Konzept begleitend in der Therapie von Krankheiten ein.
Ist die Nachfrage mit Corona eingebrochen?
Nein, das Geschäft läuft sehr gut. Das Thema Gesundheit ist wichtiger denn je. Damit steigt das Bedürfnis nach Produkten, die helfen, gesünder, fitter und somit gewappnet zu sein. Man sollte aber nicht denken, man könne sein Immunsystem durch eine Wunderkapsel so verbessern, dass man man kein Corona mehr kriegt, das funktioniert nicht. Man kann sein Blut aber auf einen Mangel testen, diesen ausgleichen und so das Immunsystem unterstützen.
Der Antikörper-Test richtet sich an Menschen, die wissen wollen, ob sie Covid-19 schon hatten.
Das ist der Hauptzweck und etwa für Leute interessant, die nur leichte Symptome oder Kontakt zu Infizierten hatten und nicht getestet wurden. Wer aktuell Symptome hat, muss zum Arzt, eine akute Infektion kann der Test nicht nachweisen.
Was unterscheidet Ihren Heimtest von anderen, die es im Internet gibt?
Unser Test ist keiner dieser Kassetten-Schnelltests, die in 15 Minuten ein Ergebnis ausspucken, aber sehr ungenau sind. Bei uns nimmt man nur die Blutprobe daheim. Der Test wird in einem Fachlabor per ELISA gemessen, dem momentan genauesten immunologischen Verfahren. Wer will, kann seine Daten auch für Forschungszwecke teilen.
Der Test ist doch bestimmt auch ein gutes Geschäft.
Die Nachfrage ist sehr groß. Wir machen die Tests aber nicht, um Geld zu verdienen, sondern bieten sie kostendeckend an. Wir nutzen unsere Expertise also, um unseren Beitrag zu leisten.
Kann man auf Maske und Abstand verzichten, wenn der Test positiv war?
Nein. Ein positives Ergebnis sagt erst mal nur: Es sind Antikörper vorhanden. Es hat also sehr wahrscheinlich eine Infektion gegeben. Was noch erforscht werden muss, ist die Frage der Immunität. Die ist nicht abschließend geklärt, man weiß noch nicht, wie stabil der Infektionsschutz ist. Dazu kennen wir das Virus nicht lang genug.
Interview: Andrea Eppner