„Die Normalität holt uns wieder ein“

von Redaktion

6 FRAGEN AN

Noch bevor im März Beschränkungen in Kraft traten, hat Thomas Gigl den Berggasthof Neureuth zugesperrt. Die Leute hatten sich partout nicht an die Abstandsregeln gehalten. Mittlerweile lockt eines der beliebtesten Ausflugsziele im Tegernseer Tal die Wanderer wieder. Und ab dem Wochenende auch Touristen.

Ausflügler plus Urlauber – sind Sie bereit?

Wir haben letzte Woche am Montag gestartet. Das hat hervorragend funktioniert. So gesehen sind wir gerüstet. Wir hatten ungefähr die Hälfte des Umsatzes bei 20 Prozent mehr Personalkosten durch das Zuweisen der Tische, Desinfizieren und, und, und. Das ist so, dass wir gesagt haben, wir ziehen das durch. Aufgrund der Mindestabstände haben wir draußen halt nur noch ein Drittel der Tische.

Hat sich seit dem März etwas geändert?

Die ersten Tage waren die Gäste zu 100 Prozent freundlich und begeistert, dass sie wieder was kriegen. Mit jedem Tag mehr kommen wir näher an die Normalität – sprich: vor Corona. Da gibt es dann auch wieder Leute, die unzufrieden sind, die manche Dinge nicht verstehen, die letzte Woche unbedingt ins Haus reinwollten, um sich den Kuchen anzuschauen. Die Normalität holt uns wieder ein.

Was bedeutet es, wenn jetzt noch Touristen dazukommen?

Nicht viel. Ob jemand aus München kommt, aus dem Speckgürtel mit insgesamt zwei Millionen Menschen, oder ob er Hamburger oder Kölner ist, das wird für uns nicht so viel verändern.

Aber werden es nicht insgesamt mehr?

Vielleicht über den ganzen Sommer und Herbst, weil das Thema Fernreisen noch länger auf Eis liegen wird. Aber die letzte Zeit waren die Münchner so hungrig auf Weggehen, dass eh schon so viel los war. Ich glaube nicht, dass da noch eins draufkommt.

Verhalten sich Touristen anders als Münchner?

Überhaupt nicht. Man merkt den Unterschied zwischen den richtig Einheimischen und dem Rest, der nördlich von Holzkirchen lebt. Die Leute von hier kennen die Gepflogenheiten im Oberland einfach besser.

Was ist die größte Herausforderung?

Die 1,50 Meter Abstandsbegrenzung sind für uns schwierig. In Österreich ist es ein Meter, das sieht natürlich auch keiner ein. In Österreich gibt es ja ein anderes Virus (lacht). Wenn ich einen Wunsch äußern dürfte: dass die Leute früher kommen. Wir sperren um 8.30 Uhr auf. Morgens wäre genügend Platz.

Interview: Marc Beyer

Artikel 2 von 3