Corona: Israel wappnet sich für zweite Welle

von Redaktion

Tel Aviv – Angesichts eines deutlichen Anstiegs der Neuinfektionen hat Israels Gesundheitsministerium die Krankenhäuser des Landes angewiesen, ihre Corona-Abteilungen wieder zu öffnen. Ein Sprecher des Ministeriums bestätigte gestern, dass ein entsprechender Brief an die Kliniken abgeschickt worden ist.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte bei einer Sitzung mit Leitern verschiedener Ministerien und Experten, er habe mehrere Szenarien über den weiteren Pandemieverlauf gehört, alle davon seien düster. „Wenn wir nicht sofort unser Verhalten hinsichtlich der Maskenpflicht und Abstandsregeln ändern, werden wir uns gegen unseren Willen neue Sperrmaßnahmen einbrocken.“ Heute wolle er das Corona-Kabinett versammeln, um über mögliche Schritte zur Eindämmung der Pandemie zu beraten. Auch in den Palästinensergebieten wurde in den vergangenen Tagen ein Anstieg der Neuinfektionen verzeichnet.

In einem Bericht des israelischen Armee-Geheimdienstes war eindringlich vor einer zweiten Corona-Welle gewarnt worden. Ohne rasche Eindämmungsmaßnahmen müsse das Land damit rechnen, dass die Zahl der Neuinfektionen binnen eines Monats auf mehr als 1000 am Tag steigen werde. Dann seien auch hunderte von Toten zu befürchten.

Die Professorin Sigal Sadetzki, eine ranghohe Repräsentantin im Gesundheitsministerium, sagte dem Armeesender: „Wir beobachten einen besorgniserregenden und fortwährenden Anstieg der Infektionen.“ Man wolle keine Angst schüren, aber der Öffentlichkeit die Wahrheit sagen. „Die Möglichkeiten des Gesundheitssystems sind begrenzt.“

Israel hatte zu Beginn der Corona-Welle sehr schnell mit rigorosen Maßnahmen reagiert, die Pandemie verlief in dem kleinen Mittelmeerland zunächst relativ glimpflich. Im Mai begannen schrittweise Lockerungen. Seit Ende Mai ist die Zahl der Neuinfektionen wieder stetig angestiegen.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist der Erreger Sars-CoV-2 bisher bei 20 686 Menschen in Israel nachgewiesen worden, 305 sind gestorben.

Artikel 6 von 6