München – Neben Aspirin finden eine Reihe weiterer Schmerzmittel reißenden Absatz. Insbesondere deshalb, weil sie rezeptfrei erhältlich sind – in bestimmten, vergleichsweise niedrigen Dosierungen. Doch auch diese Medikamente sollte man nicht bedenkenlos wie Bonbons in den Mund stecken.
„Einige Präparate können gerade für Herzpatienten problematisch werden“, warnt der Herzspezialist und Pharmakologe Professor Dr. Thomas Meinertz von der Deutschen Herzstiftung. Frei verkäuflich sind zum Beispiel ASS-Präparate wie Aspirin „In einer Dosis von etwa 100 mg täglich wirkt Aspirin als Hemmstoff der Thrombozyten – hemmt also die Blutgerinnung“, erläutert Meinertz. „In einer Dosis von etwa 500 mg wirkt es zusätzlich schmerzlindernd und in Dosierungen ab etwa einem Gramm täglich auch anti-entzündlich.“
Als Schmerzmittel sehr bekannt sind auch Ibuprofen und Diclofenac (Handelsname Voltaren): Diese Medikamente, die zur Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) zählen, hat fast jeder zu Hause. Gerade Patienten mit Erkrankungen des Bewegungsapparats wie Arthrose oder Rheuma schlucken sie oftmals häufig und in hoher Dosierung. Davon rät der renommierte Pharmakologe und Kardiologe Meinertz ab: „Die NSAR eignen sich für eine Kurzzeittherapie höchstens über eine Woche und in mittlerer Dosierung – bei Ibuprofen beispielsweise bis zu 800 Milligramm täglich. Selbst wenn man immer mal wieder ein, zwei Tage pausiert, ist eine Einnahme auf Dauer nicht empfehlenswert.“
Der Grund: Ibu, Voltaren & Co. können die Blutungsneigung verstärken, insbesondere im Magen-Darm-Trakt, und die Nieren schädigen. Außerdem erhöhen sie den Blutdruck – was bei Herzpatienten besonders kritisch zu bewerten ist.
Das Medikament Paracetamol ist zwar gerade für Herzpatienten eine gute Alternative zu den NSAR zur Fiebersenkung und gegen Kopfschmerzen. Aber: „Das Mittel kann lebertoxisch wirken“, erläutert Professor Meinertz. Schon eine normale Tagesdosis für den Erwachsenen kann theoretisch die Leber eines kleinen Kindes unheilbar schädigen. Deshalb ist es bei Paracetamol besonders wichtig, die empfohlenen, altersabhängigen Höchstdosen nicht zu überschreiten.
Zwei Vorteile von Paracetamol: Es greift die Magenschleimhaut nicht an und wirkt anders als ASS und Aspirin auch nicht blutverdünnend.
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