5 FRAGEN AN
Eugen Stubenvoll ist der Sprecher der Freien Wähler, der zweitgrößten Fraktion im Aschheimer Gemeinderat. Er fragt sich, welche Folgen die Insolvenz des Dax-Konzerns Wirecard für seine Gemeinde haben wird.
Herr Stubenvoll, haben Sie eine Vorstellung davon, was eine Insolvenz des in Ihrer Gemeinde ansässigen Dax-Konzerns für Aschheim bedeuten würde?
Genaue Zahlen kenne ich nicht. Wie viel Gewerbesteuer Wirecard in der Vergangenheit an die Gemeinde gezahlt hat, fällt ja unter das Steuergeheimnis. Man kann es als Außenstehender nur über den Daumen schätzen. Klar ist aber, dass die aktuelle Entwicklung Folgen für viele geplante Projekte haben dürfte. Dazu haben wir bisher, trotz einer Sondersitzung des Gemeinderates zu dem Thema, nicht viel erfahren. Es ist auch ungut, dass wir Fraktionssprecher uns jetzt öffentlich äußern müssen, weil der Bürgermeister (Thomas Glashauser, CSU) das seit Wochen nicht tut.
Kürzlich hatte der Bürgermeister zumindest gesagt, man solle vorerst besser nicht mit Gewerbesteuern von Wirecard planen. Welche Folgen befürchten Sie konkret?
Es geht nicht nur um den Ausfall künftiger Einnahmen. Ich gehe, ohne es zu wissen, davon aus, dass auch Gewerbesteuer-Rückzahlungen auf uns zukommen könnten. Solange das unklar ist, lässt sich schwer sagen, ob die Gemeinde vielleicht sogar bereits beschlossene Vorhaben auf den Prüfstand stellen muss.
Sind Auswirkungen der Insolvenz schon sichtbar?
Wirecard wollte sich in Aschheim vergrößern. Dafür hat ein Immobilienunternehmen begonnen, ein ungenutztes Gebäude mit 40 000 Quadratmetern Gewerbefläche zu entkernen und für den potenziellen neuen Mieter Wirecard umzubauen. Auf der Baustelle bewegt sich derzeit kein Kran. Das Vorhaben, daneben ein Parkhaus zu bauen, wurde zurückgezogen.
Von einer Pleite betroffen wären in Aschheim über 1000 Mitarbeiter.
Ja. Und wie viele davon Aschheimer Bürger sind, auch das wissen wir bisher nicht. Wir befinden uns in vielen Punkten in einem unguten Schwebezustand.
Fürchten Sie durch die negative Berichterstattung um den Ruf des Wirtschaftsstandortes Aschheim?
Der Ruf der Gemeinde steht sicher nicht auf dem Spiel. Es liegt ja keine Fehleinschätzung ihrerseits vor. Man hätte nur die ungewollte Popularität nutzen können, um eine Gesamtdarstellung des Gemeindelebens vorzunehmen.
Interview: Stefan Reich