„Alkoholverbote sind der richtige Weg“

von Redaktion

INTERVIEW Gesundheitsministerin Melanie Huml ermuntert Bürgermeister, örtlich die Regeln zu verschärfen

Bayern steuert auf lokale Alkoholverbote auf öffentlichen Plätzen zu. Das wirkt, sagt Gesundheitsministerin Melanie Huml (44, CSU).

Frau Huml, wann waren Sie zuletzt in der Disco?

Oh, das ist Jahre her.

Verstehen Sie denn junge Leute, die sich zurzeit draußen Plätze zum nächtlichen Feiern suchen?

Ja. Aber wir erleben einen besonderen Sommer heuer. Man kann auch feiern und beisammen sein, wenn man Abstand hält und Vernunft walten lässt.

Ist die Staatsregierung von den dichten Party-Szenen auf Plätzen, gerade auch in München, genervt?

Das bereitet uns Sorge, das hat nichts mit Genervtsein zu tun. Wir sehen bundesweit leicht steigende Infektionszahlen, und oft sind Feiern und Partys die Grundlage der Ausbrüche. Deswegen müssen wir da so vorsichtig sein.

Mehrere Städte erlassen Alkoholverbote für den öffentlichen Raum. Ist das der richtige Weg?

Ich habe mir das in Bamberg gründlich angeschaut. Die Stadt Bamberg hat 14 Tage lang ein Alkoholverbot ab 20 Uhr durchgesetzt, das hat die Lage in der Innenstadt enorm entspannt. Am 15. Tag gab es sofort wieder dieselben Bilder wie vorher, also wurde das Verbot wieder in Kraft gesetzt. Alkohol hat enthemmende Wirkung, die Vernunft lässt nach, die Abstände fallen weg. Deswegen ist ein solches Verbot in meinen Augen der richtige Weg. Das Innenministerium wird auf die Kommunen zugehen und sie ermuntern, für bestimmte Orte im öffentlichen Raum Alkoholverbote zu prüfen.

In Antwerpen gibt es sogar eine nächtliche Ausgangssperre. Denken Sie auch daran?

Wir appellieren erst mal an die Vernunft der jungen Leute und unternehmen auch den Schritt Richtung Alkoholverbot. Das Virus ist nach wie vor da, die Lage ist brandgefährlich.

Es sind viele Partys draußen, weil Bars und Schankwirtschaften zu haben. Gibt es für die denn eine Perspektive?

Wenn wir sehen, wo die großen ersten Ausbruchsgeschehen entstanden sind, kommen wir leider genau auf diese Lokalitäten. Die Urlauber in den Faschingsferien haben sich nicht auf der Skipiste angesteckt, sondern in den Bars beim Après-Ski. Das sind oft geschlossene Räume, in denen es eng ist, die nicht optimal belüftet werden können. Ich verstehe, dass sich die Menschen eine Perspektive auch für Bars und Clubs wünschen, aber wir sehen ehrlicherweise deshalb im Moment noch keinen Weg in diese Richtung.

Interview: Chr. Deutschländer

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