5 FRAGEN AN
Amelie Michalke hat als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Studie der Universität Augsburg mitgewirkt.
Frau Michalke: Dass ein Discounter eine solche Studie in Auftrag gibt, ist erst mal überraschend …
Das war auch für uns im ersten Moment erstaunlich. Wir hatten 2018 mit Tollwood und der Schweisfurth-Stiftung eine Studie zum Thema herausgegeben, die großes Interesse hervorrief. Ich denke, darüber kam das Interesse von Rewe zustande. Das ist positiv, dass sich auch die Wirtschaft interessiert. Denn es braucht viele Akteure, um das Thema in die Gesellschaft zu tragen.
7,62 Euro für 500 Gramm Hackfleisch – wie kommen Sie auf diesen Preis?
Es gibt Lebenszyklusanalysen zu Produkten, aus denen die Emissionen in den einzelnen Prozessschritten hervorgehen. Wir haben vier Faktoren einbezogen: Treibhausgase, reaktive Stickstoffe, Energieverbrauch und Landnutzungsänderungen. So ergeben sich die CO2-Emissionen zum Beispiel für Hackfleisch. Über weitere Modelle kommt man dann zu den Kosten. So hat das Umweltbundesamt berechnet, dass die Schadkosten von einer Tonne Treibhausgas 180 Euro sind. Diesen Faktor wende ich auf die von mir berechneten Emissionen an.
Vor allem Fleischprodukte sind demnach zu billig.
Die Fleischproduktion hat eine viel komplexere Wertschöpfungskette als die Produktion von Pflanzen. Ich produziere erst Pflanzen, die ich dem Tier verfüttere. Auch die Lebenszeit des Tieres verursacht Emissionen. Fleischproduktion ist sehr uneffektiv. Wenn ich als Kunde nun sehe, dass ein Fleischprodukt teuer ist, greife ich vielleicht zu einer pflanzlichen Alternative. Natürlich muss man auch eine soziale Diskussion führen. Es darf nicht so sein, dass alles einfach teurer wird und nur noch die Reichen sich gutes Essen leisten können. Wir müssen solch wichtige Themen in die Gesellschaft bringen und eine Diskussion auslösen, denn wir stehen vor großen Umweltproblemen.
Produktionsketten sind aber meist international.
Das ist richtig. Trotzdem ist es ein erster Schritt, bei sich selber anzufangen. Dazu gehört weniger Fleischkonsum. Wir importieren Futtermittel zum Beispiel aus Südamerika – was dort Emissionen verursacht. Wir sollten die Wertschöpfungsketten verkleinern.
Das trifft aber auf sehr viele Produkte zu, nicht nur auf Lebensmittel.
Die Berechnungen könnte man tatsächlich für alle Produkte machen. Aber mit dem Thema Lebensmittel können sich alle identifizieren. Deshab ist es ein guter Ansatzpunkt.
Interview: Wolfgang Hauskrecht