PRESSESTIMMEN

von Redaktion

Die US-Zeitung „Washington Post“ schreibt: „Nach der Vergiftung Skripals stimmte (Präsident) Trump nur widerwillig zu, sich den Ausweisungen von Diplomaten durch Großbritannien und die EU anzuschließen. Er hat Herrn Putin noch immer nicht mit Geheimdienstberichten konfrontiert, denen zufolge Russland Kopfgelder für die Tötung von US-Soldaten an die afghanischen Taliban gezahlt hat. Er hat sich auch nicht gegen anhaltende russische Bemühungen gestellt, seine Wiederwahlkampagne durch Verleumdung des Kandidaten der Demokraten, Joe Biden, zu unterstützen. Es ist kein Wunder, dass Herr Putin glaubt, er könne mit einem weiteren Chemiewaffenanschlag davonkommen. Allem Anschein nach hat er den Präsidenten der Vereinigten Staaten in der Tasche.“

Die italienische Zeitung „La Repubblica“ kommentiert: „Selten reichen Ausweisungen und Sanktionen aus, um ein autokratisches Regime in Richtung Demokratie zu treiben. (…) Aber selbst wenig wirksame Sanktionen (sind) besser als die Folgen der Untätigkeit – also angesichts von Tatsachen dieser Größenordnung nichts zu tun.“

aus Wien kommentiert: „Für das innerste Machtzentrum in Moskau gäbe es gute Gründe, aus Nawalny keinen Märtyrer zu machen. (…) Doch Präsident Putin wird von einer Vielzahl kleinerer Machtzentren umschwirrt – Seilschaften, die sich in Szene setzen und dem System ihre eigene Vorstellung von Stabilität aufzwingen wollen. Auch wenn der Kreml nichts mit Nawalnys Vergiftung zu tun haben sollte: Auf das staatliche Gewaltmonopol in Russland wirft sie ein verheerendes Licht.“

Die polnische „Rzeczpospolita“ schreibt: „Wie ernst der Nicht-Westen, nicht nur der Kreml, den Westen künftig nehmen wird, wird von der Reaktion auf diesen Versuch abhängen, den wichtigsten russischen Oppositionellen zu töten. Wenn es nur bei lauten Ausrufen bleibt, zeigen wir, dass wir schwach sind. (…) Wenn die einzige Antwort Mini-Sanktionen sein werden, (…) dann wehe uns. Vielleicht wollten die russischen Geheimdienste unsere Schwäche enthüllen? Vielleicht haben sie deshalb erlaubt, dass Nawalny nach Berlin ausgeflogen wird? Das Untersuchungsergebnis dürfte für sie ja keine Überraschung sein.“

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schreibt: „Argumentativ wird es für die russische Propaganda jetzt eng. Wäre zum Beispiel ein handelsübliches Insektenvernichtungsmittel im Spiel gewesen, hätte sie leicht mit dem Finger auf Kriminelle zeigen können. Aber hier geht es um eine chemische Waffe. Und die russische Regierung wird schon in ihrem eigenen Interesse darauf achten, dass solche Stoffe nicht in unbefugte Hände geraten. Daraus folgt der dringende Verdacht, dass offizielle Stellen hinter dem Anschlag (…) stecken.“

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