5 FRAGEN AN
Der Bayerische Bauernverband vertritt die Interessen von rund 143 000 Landwirten im Freistaat. Präsident Walter Heidl erzählt, wie sich die Herausforderungen über die Jahre gewandelt haben – und wo er Bayerns Bauern in 25 Jahren sieht.
Herr Heidl, was war die größte Herausforderung für die Landwirtschaft, als der BBV vor 75 Jahren gegründet wurde?
Nach dem Krieg stand über allem, die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Die Landwirtschaft wurde damals mit viel mehr Arbeitskräften und körperlichem Einsatz betrieben. Seitdem hat sich viel getan. Aber die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die Versorgung mit regionalen Lebensmitteln auch im Jahr 2020 keine Selbstverständlichkeit ist.
Wo drückt den Bauern heute der Schuh?
Die Globalisierung hat dazu geführt, dass bei uns viele Produkte im Supermarktregal liegen, die in Ländern mit niedrigeren Löhnen und Umweltstandards produziert werden. In diesem Wettbewerb haben es Bayerns Landwirte schwer, mitzuhalten. Hinzu kommt, dass Kontakt und Verständnis zwischen Landwirtschaft und Bevölkerung teilweise verloren gegangen sind, weil es immer weniger aktive Bauern gibt. Hier müssen wir wieder näher ran an die Verbraucher. Und erklären, warum der Mähdrescher auch mal am Sonntag fahren muss.
Dem Bauernverband haftet der Ruf des starken Lobbyisten und Blockierers an. Ärgert Sie das?
Wenn damit gemeint ist, dass wir nicht alles mit uns machen lassen, dann lasse ich das gerne gelten. Wir kämpfen für den Erhalt und eine machbare Weiterentwicklung der Landwirtschaft in Bayern. Das heißt aber nicht, dass wir Veränderung abblocken. Sonst würden ja nicht 50 000 Bauern in Bayern freiwillig an Naturschutzprogrammen teilnehmen. Leider findet dieses Engagement viel zu wenig Beachtung.
Was für eine Landwirtschaft wünschen Sie sich in Bayern in 25 Jahren?
Ich wünsche mir, dass es uns gemeinsam mit Politik und Verbrauchern gelingt, die vielen Bauernhöfe in Bayern zu erhalten. Dass wir Bauern – neben den originären Aufgaben – so einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten können. Und dass uns die Bevölkerung unterstützt und diese Arbeit angemessen entlohnt wird.
Gibt es bis dahin eine Bauernpräsidentin?
Warum nicht? Laut Satzung ist das heute schon möglich. Die Landfrauen machen einen tollen Job. Aber wir haben immer mehr Frauen im Verband, die sich agrarpolitisch engagieren. Die wollen wir noch besser einbinden.
Interview: Dominik Göttler