„Ein Endlager hat in Dorfen nichts zu suchen“

von Redaktion

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Heinz Grundner (CSU) ist Bürgermeister von Dorfen. Große Teile seiner Stadt mit 15 000 Einwohnern im Landkreis Erding sind seit gestern offiziell als Atommüll-Endlager geeignet. Es ist eine Entscheidung, die für den oberbayerischen Rathauschef aus hellheiterem Himmel kommt. Die Gemeindegebiete haben laut offizieller Definition „günstige geologische Voraussetzungen für die sichere Endlagerung hochradioaktiver Abfälle“.

Wann haben Sie zum ersten Mal gehört, dass Ihre Stadt als Endlager infrage kommt?

Die Entscheidung, dass ein Endlager nach Dorfen kommen könnte, diese Nachricht hat mich am Montagmorgen zum ersten Mal erreicht. Betroffen sind zum Beispiel unsere Ortsteile Esterndorf, Schwindkirchen, Grüntegernbach, Solling oder Loiperstätt. Das Ganze schockt mich. Wir sind eh schon geplagt, was Infrastrukturprojekte betrifft. Isentalautobahn, die Bahn-Ausbaustrecke München-Mühldorf-Freilassing, die bei uns vorbeigeht. Wahrscheinlich haben die Endlager-Planer gedacht, jetzt legen wir denen, die eh schon mit allem belastet sind, das andere auch noch hin. Aber im Ernst: Atommüll ist völlig indiskutabel für uns. Das geht gar nicht.

Haben sich schon viele Einheimische bei Ihnen erkundigt, wie ernst die Gefahr ist?

Noch ist es ruhig, aber ich gehe schwer davon aus, dass da schon bald Reaktionen der Bürger kommen werden. Wir liegen hier im tertiären Hügelland, ich bin kein Geologe, aber ich weiß nicht, ob das hier überhaupt für ein Endlager geeignet wäre. Mich überrascht, dass wir hier so besonderes Gestein haben, dass man Atommüll jahrtausendelang sicher lagern könnte. Das wusste ich bisher gar nicht.

Was ist Ihr nächster Schritt?

Ich werde die Verantwortlichen mit einer entsprechenden Stellungnahme daraufhinweisen, dass so etwas bei uns sicherlich nicht akzeptiert und folglich strikt abgelehnt wird. Ein Endlager hat hier nichts zu suchen. Die ausgewiesenen Gebiete liegen zum Teil nicht weit weg vom Stadtkern. Das alles ist besorgniserregend.

Können Sie die betroffenen Ortsteile beschreiben?

Bei uns gibt es viel Landwirtschaft, viel kleinteiliges Gewerbe und viele Einzelgehöfte. Grüntegernbach ist ein Siedlungsschwerpunkt im Außenbereich. Solling und Englschalling sind Weiler. Bei Eibach und Algasing trifft der Endlager-Korridor direkt auf ein Pflegeheim der Barmherzigen Brüder.

Interview: Stefan Sessler

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