Vier Jahrzehnte lang wurde in Gorleben um die Einlagerung von hoch radioaktivem Abfall gestritten. Deutlich mehr als eine Milliarde Euro hat die Endlager-Erkundung bereits gekostet, nachdem Niedersachsens Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) den Standort 1977 für ein „Nukleares Entsorgungszentrum“ benannt hat. Wenige Wochen später demonstrierten tausende Atomkraftgegner aus der ganzen Republik gegen den geplanten Bau. Die Situation eskalierte schnell. Im März 1979 zogen Landwirte aus dem Wendland in einem großen Treck nach Hannover. Ein Jahr später besetzten Atomgegner die Bohrstelle 1004, errichteten ein Hüttendorf und riefen die „Republik Freies Wendland“ aus. Nach einem Monat zerstörte ein Großaufgebot der Polizei das Dorf. Im April 1995 kam es zum „Tag X“. Der erste Castortransport fuhr ins Zwischenlager. Begleitet von heftigen Protesten, rollte von nun an bis 2011 fast jährlich ein Transport ins Wendland. Gestern wurde der Standort begraben. „Gorleben ist nicht der bestmögliche Standort“, sagte Steffen Kanitz, Geschäftsführer der Bundesgesellschaft für Endlagerung. Unter anderem weise der Salzstock ein nicht intaktes Deckgebirge vor, auch die Gewässerchemie spreche gegen Gorleben.
Deutschland hat mit dem Kampf um Gorleben wahrscheinlich Jahrzehnte bei der Endlagersuche verschwendet. Die Finnen sind da schon weiter. Sie bauen ihr Endlager nahe einem Atomkraftwerk auf der Insel Olkiluoto knapp 300 Kilometer nordwestlich von Helsinki in Granit. In zwei Jahren soll mit der Einlagerung begonnen werden. Es wäre das erste Land auf der Welt, das eine Atom-Deponie in Betrieb nimmt. sts /epd