An Streiktagen wie gestern wäre er besonders wichtig: ein Bahnhof an der Poccistraße direkt neben dem Kreisverwaltungsreferat. Der Münchner Süden wäre dann erreichbar. Wäre – denn leider lässt der Bahnhof mit einem 320 Meter langen Bahnsteig, der für Regionalzüge geeignet wäre, auf sich warten. Es wird dauern, bis er endlich gebaut ist.
Seit Jahrzehnten wurde und wird über das Projekt diskutiert. Die Bahn hat den Bahnhofsbau lange missachtet, weil sie fürchtete, dadurch den Bau der zweiten Stammstrecke zu gefährden. Jeder Zug, der über den Südring abgeleitet wird, würde die Wirtschaftlichkeit der zweiten Röhre untergraben, hieß es lange. Erst nachdem 2017 endlich Spatenstich für den zweiten S-Bahn-Tunnel war, erinnert sich die bayerische Staatsregierung an das Projekt. Die damalige Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU) kündigte bei einem Vor-Ort-Termin im Mai 2018 an, „einen Verknüpfungspunkt zwischen dem Regionalverkehr und den U-Bahn-Linien 3 und 6“ zu schaffen. Ausdrücklich hieß es damals, der Bahnhof sei auch für einen „Notbetrieb“ mit S-Bahnen vorgesehen – wenn etwa die Stammstrecke gesperrt ist oder wie gestern ein Streik die U-Bahnen lahmlegt.
2018 hieß es noch: Die Bahn strebe an, bis zum Jahr 2022 Baurecht zu erlangen und den Halt „spätestens“ zum Jahr 2026 in Betrieb zu nehmen. Dieser Zeitplan ist offenbar nicht zu halten – denn um Baurecht zu erlangen, hätte längst ein Antrag auf Planfeststellung eingereicht werden müssen. Auf Anfrage wollte das bayerische Verkehrsministerium gestern keinen Zeitpunkt nennen. Es erklärte, für „eine valide Prognose eines Inbetriebnahmetermins“ seien die Ergebnisse der Planungen erforderlich. Diese lägen indes noch nicht vor. In Bahnkreisen kursiert als Termin jetzt das Jahr 2028. DIRK WALTER