Lukas Iffländer ist stellvertretender Bundesvorsitzender beim Fahrgastverband Pro Bahn. Der 30-Jährige ist Vielfahrer und beschäftigt sich auch beruflich mit Zügen. Kürzlich trat der Informatiker eine Stelle beim deutschen Zentrum für Schienenverkehrsforschung an.
Was machte den Trans- Europ-Express besonders?
Der Trans-Europ-Express war ein Aushängeschild für die europäische Eisenbahn. Die Züge waren luxuriös und verbanden die Städte Europas. Insofern waren sie auch ein europäisches Symbol.
Wie bewerten Sie den Vorschlag, den Trans-Europ-Express neu aufzulegen?
Wir sehen das grundsätzlich sehr positiv. Bisher war es so: Wollte man mit dem Zug lange Strecken durch Europa fahren, zum Beispiel von Berlin nach Barcelona, musste man zwei-, drei-, viermal umsteigen. Das schreckt ab – selbst umweltbewusste Menschen. Das soll sich nun ändern. Das Projekt ist überfällig. In den vergangenen Jahren hat man sich sehr zurückgehalten, auch mit Blick auf die Kosten. Herr Scheuer fordert jetzt EU-Fördermittel, so ist das Projekt finanzierbar.
Welche Hürden müssen genommen werden, damit der TEE 2.0 bald über die Schienen rollt?
Neben dem politischen Willen, hängt das Projekt an den Fahrzeugen. Es müssten technische Hürden überwunden werden. Fährt ein Fahrzeug zum Beispiel von Paris nach Warschau, muss es mit drei unterschiedlichen Stromspannungen klarkommen. Unterwegs gibt es auch noch vier verschiedene Zugsicherungssysteme. Wir brauchen Triebfahrzeuge, die in der Lage sind, in allen Ländern zu fahren. Wichtig wäre, die Fahrzeugbestellung möglichst gestern auszulösen. Das Ziel muss jetzt sein, noch während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft den Bau der Fahrzeuge auszuschreiben. Sobald die Fahrzeuge da sind, kann man starten. Zumindest mit den ersten Verbindungen. Für die Ausweitung des Netzes muss die Infrastruktur ausgebessert werden, auch in Deutschland. Das sieht der Plan von Herrn Scheuer aber auch vor.
Der Trans-Europ-Express war früher ein Zug für Besserverdiener. Droht der TEE 2.0 ein Zug für Luxusreisen zu werden?
Nein, die Zeiten liegen hinter uns. Das wird keine Luxusfahrt, auch wenn ich hoffe, dass es etwas luxuriöser als der ICE 4 wird. Der Preis hängt natürlich auch an der Subventionierung, aber wir glauben, dass der Zug auch preislich ein Konkurrent für das Flugzeug sein könnte.
Fahrten sollen bis zu 13 Stunden dauern. Wer sitzt so lange im Zug?
Wir rechnen nicht damit, dass der Großteil der Gäste die Strecke Berlin–Barcelona durch fahren würde. Aber es gibt viele Zwischenabschnitte. Zum Beispiel Barcelona–Straßburg oder Frankfurt–Lyon, die Fahrgäste gut nutzen könnten. Aber auch im touristischen Segment sehen wir Potenzial – die Bereitschaft für umweltfreundliches Reisen wächst. Das ist kein Projekt für Zug-Nostalgiker.
Welche Wünsche hätten Sie für den TEE 2.0?
Der Zug sollte nicht nur einmal am Tag fahren. Und sollte es so weit kommen: Für die Eröffnungsfahrt würden wir uns, zur besseren Erkennbarkeit, wünschen, dass der Zug rot-beige gestrichen wird – wie das Original.
Interview: Oskar Paul