5 FRAGEN AN
Vorarlberg ist für herrliche Pisten und Alpenlandschaften bekannt. Seit zwei Wochen gilt das Bundesland aber weitgehend als Risikogebiet, so wie fast alle Bundesländer Österreichs. Für den Tourismus in Vorarlberg ein Desaster – jeder zweite Urlauber kommt aus Deutschland. Tourismuslandesrat Christian Gantner erzählt, warum er einen Skiurlaub trotz des Inzidenzwerts von 77 für sicher hält.
Wie groß ist die Sorge der Tourismusbetreiber?
Groß. Dass Vorarlberg als Risikogebiet eingestuft wurde, ist ein schwerer Schlag. Vor allem, weil die Tourismusbranche ihre Hausaufgaben im Sommer gut gemacht hat. Es wurden viele Maßnahmen getroffen, die über gesetzliche Vorschriften hinausgehen. Die Maskenpflicht etwa wird in sehr vielen Tourismusbetrieben freiwillig umgesetzt, obwohl sie gar nicht offiziell vorgeschrieben ist. Es wurden zudem 20 000 Tourismus-Mitarbeiter in Vorarlberg getestet. Davon waren nur neun Fälle positiv. Das zeigt doch: Gäste können hier in Sicherheit sein.
Der Inzidenzwert sagt etwas anderes.
Die meisten Fälle kommen aus den Ballungszentren. Bei einem kleinen Bundesland mit nur 400 000 Einwohnern reichen ein paar Hotspots, um den Inzidenzwert in die Höhe zu treiben. Es sollte nicht nur um nackte Zahlen gehen. Wichtig ist auch, wie gut einzelne Urlaubsorte aufgestellt sind.
Ist die Skisaison noch zu retten?
Auf jeden Fall. Unsere erste Priorität ist jetzt: Runter von der RKI-Liste. Wir brauchen strenge Maßnahmen, damit die Zahlen schnell runtergehen. Dazu gehören zum Beispiel die Sperrstunde um 22 Uhr und strikte Regeln für die Größe von Veranstaltungen. Wir haben auch als einziges Bundesland eine Winterstrategie ausgearbeitet – die gilt landesweit einheitlich. Damit wollen wir unseren Gästen auf ihrem gesamten Urlaubsweg Sicherheit geben – nicht nur in Hotels und Restaurants. Die Hygienekonzepte betreffen auch Transport, Skiverleih, Skischule und Seilbahn.
Wie abhängig ist Vorarlberg vom Tourismus?
Ganz wesentlich. Wir haben etwa 15 000 Beschäftigte in der Branche, rund 15 Prozent unseres Brutto-Inland-Produkts werden aus dem Tourismus erwirtschaftet.
Was muss nun passieren?
Europa sollte Rahmenbedingungen festlegen, wann genau eine Reisewarnung ausgesprochen wird. Belgien hat etwa schon die Warnung für Vorarlberg zurückgenommen, weil dort mit anderen Zahlen gearbeitet wird. Es ist schwer erklärbar, warum nicht einheitlich gehandelt wird. Interview: Kathrin Braun