„Für Hoteliers ist es eine Mammutaufgabe“

von Redaktion

VON K. BRAUN, G. WERNER, K. BROMBERGER UND C. SCHURI

München – Der erste, bange Blick am Morgen geht ins Internet: In welchen Gebieten in Deutschland gibt es besonders viele Corona-Infizierte? Für Maximilian Bär bestimmt das, welche Gäste bei ihm übernachten dürfen. Er betreibt das Hotel „Almenrausch & Edelweiß“ in Garmisch-Partenkirchen, das Haus ist seit 1932 in Familienbesitz. Dieses Jahr ist es kein gutes Jahr für den Hotelier – die Corona-Krise macht ihm besonders schwer zu schaffen. Zuerst der Lockdown, dann die Schlagzeilen wegen einer Corona-Infizierten, die in Lokalen in der Region unterwegs war, und jetzt das Beherbergungsverbot: Urlauber aus Risikogebieten in Deutschland dürfen nur beherbergt werden, wenn sie einen negativen Corona-Test vorweisen können, der nicht älter als 48 Stunden alt ist.

„Es ist schon mehr Aufwand“, sagt Bär. Bei Gästen, die über eine Internet-Plattform buchen, weiß er oft nicht, woher sie kommen. „Wir kontaktieren alle und fragen nach den Adressen“, erklärt er. Er ist froh, dass die meisten Gäste nicht aus den betroffenen Gebieten stammen. Denn die Urlauber bleiben sowieso aus: „Es ist nicht viel los“, berichtet er. „Seit der Namensverwechslung haben wir fast keine Buchung gen mehr.“ Das Problem: Das Hotel, in dem die deutschlandweit bekannt gewordene Corona-Infizierte aus Garmisch-Partenkirchen arbeitet und lebt, hat ebenfalls „Edelweiß“ im Namen – aber nichts mit Bärs Hotel zu tun.

Auch wenn andere Häuser zumindest dieses Problem nicht haben, ist auch für sie die Situation nicht einfach. Dieter Holzapfel, Chef der Deutschen Eiche in München, berichtet von zwei Millionen weniger Umsatz als im Vorjahr. „Aktuell sind wir bei einem Rückgang von etwa 43 Prozent“, sagt er. Viele seiner Gäste würden aus Berlin kommen, einige hätten bereits Übernachtungen für die kommenden Wochen storniert. „Ich denke, dass in nächster Zeit noch mehr Absagen kommen werden.“ Er kritisiert, dass viele Fragen offen seien. „Was ist, wenn jemand zwar seinen Wohnsitz in Berlin hat, aber schon seit Wochen gar nicht dort war? Gibt es einen Unterschied zwischen touristischen und geschäftlichen Reisen? Und wie sollen wir das kontrollieren?“, fragt er.

Dennis Wrba vom Parkhotel Wallgau im Kreis Garmisch-Partenkirchen sieht ein weiteres Problem. Bei Buchungen über das Internet sei es schwer die Herkunft der Gäste nachzuvollziehen. „Da lassen wir uns dann überraschen“, sagt er. Nur: Was macht er mit dem Berliner, wenn er schon mal da ist? „Schicke ich ihn dann wieder weg?“, fragt er.

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband beklagt ebenfalls, dass die Entscheidung zu kurzfristig gefallen sei. „Wir brauchen als Branche mehr Vorlaufzeit“, sagt der Landeschef Thomas Geppert. Außerdem stelle sich die Frage, wer die Stornierungskosten zahlen muss, erklärt Geppert. Er würde es befürworten, dass Bewohner betroffener Gebiete ohne negativen Corona-Test gar nicht ausreisen dürfen. Im Gegensatz zu einem Beherbergungsverbot bliebe dann nicht der Hotelier auf den Kosten sitzen.

„Die Hoteliers und Gastronomen sind die Leidtragenden“, beklagt Arian Röhrle, Direktor beim Seehotel Schlierseer Hof im Kreis Miesbach. „Die Verantwortung wird auf uns abgeschoben.“ Ein „Strom an Telefonaten und E-Mails“ sei gestern in dem Haus eingegangen. „Wir müssen den Gästen Rede und Antwort stehen. Es ist eine Mammutaufgabe.“ Auch Corona-Tests zu kontrollieren sei eigentlich nicht seine Aufgabe als Gastwirt.

Mit einem negativen Testergebnis dürfen weiterhin auch Touristen aus Risikoregionen in bayerischen Hotels übernachten. Darauf setzt zum Beispiel Tegernsees Tourismus-Chef Christian Kausch: „Der Test tut nicht weh und ist schnell gemacht“, sagt er. In der Ferienregion Tegernsee wurde bereits im Juni, als keine Reisenden aus Gütersloh mehr beherbergt werden durften, ein Konzept mit Verhaltensempfehlungen für Übernachtungsbetriebe ausgearbeitet. Kausch rät den Gastgebern, die Regeln zu beherzigen, aber „Aktionismus vermeiden“. Bislang gebe es noch keinen großen Aufschrei, berichtet er.

Das Beherbergungsverbot sei notwendig, betont Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Es sichere die Zukunft des Tourismus: „Man stelle sich vor, wir haben jetzt eine Übertragung der Infektion in touristische Gebiete. Dann ist das fast das Ende des Tourismus, und zwar dauerhaft“, warnte er. „Wenn wir gerade in Bayern ein erfolgreiches Weihnachtsgeschäft behalten wollen, ist es jetzt wichtig, auch einen guten Probelauf in den Herbstferien zu machen.“

Im Hotel „Almenrausch & Edelweiß“ setzt man nicht mehr auf das Herbstgeschäft. „Wir schließen schon etwas früher“, sagt Maximilian Bär. Noch im Oktober wird das Haus bis Weihnachten geschlossen. „Dann hoffen wir, dass sich alles wieder besser verhält“, sagt er.

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