HINTERGRUND

Der Hofstaat um Hitler

von Redaktion

Der Obersalzberg war Hitlers zweites Machtzentrum. Insgesamt ein Drittel seiner Zeit seit 1933 hielt sich der Diktator hier auf, fällte wichtige Entscheidungen wie die Vorbereitung zum „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938. Kaum bekannt war lange, welche verschwiemelte Gemeinschaft bedingungsloser Hitler-Verehrer sich im Umfeld des NS-Diktators auf dem Obersalzberg tummelte – Leute, die kaum jemand kannte, deren Einfluss auf Hitler möglicherweise jedoch erheblich war. Dazu zählten unter anderem Hitlers Leibarzt Theo Morell, sein Luftwaffen-Adjutant (Verbindungsoffizier) Nicolaus von Below, sein persönlicher Sekretär Julius Schaub, der Fotograf Heinrich Hoffmann und etwas später auch Rüstungsminister Albert Sperr, zu dem Hitler ein so vertrautes Verhältnis entwickelte wie zu fast niemanden sonst. Wenn man so will, waren die Mitglieder der Obersalzberg-Gesellschaft Hitlers Freunde.

Hingegen tauchten die eigentlichen Machtfiguren des NS-Staates, etwa der SS-Reichsführer Heinrich Himmler oder Hermann Göring, privat am Obersalzberg kaum auf. Zu ihnen wahrte der Diktator privat eher Distanz.

An Eva Braun (1912-1945) kam dabei kaum jemand vorbei – wer bei ihr in Ungnade fiel, wurde vom Obersalzberg verstoßen. Hitler hatte Eva Braun 1929 kennengelernt – als 17-Jährige arbeitete sie damals im Fotostudio von Heinrich Hoffmann. Sie war entgegen früherer Annahme kein stilles Mäuschen, sondern teilte mit Überzeugung Hitlers Weltanschauung. Es war ihre bewusste Entscheidung, mit Hitler zusammen 1945 in den Tod zu gehen – ein Leben ohne Nationalsozialismus konnte sie sich nicht vorstellen.

Am Obersalzberg war aber keine reine Männerrunde etabliert, vielmehr zählten zum Hitler-Fanclub auch eine Anzahl von Frauen, die Ehefrau von Goebbels, aber auch Sekretärinnen, wie die Historikerin Heike Görtemaker nachgewiesen hat. Auch deren Einfluss ist kaum zu ermessen, dass sie sich jedoch politisch völlig der Stimme enthielten (wie die Forschung lange annahm), ist unwahrscheinlich. „Sie waren nicht nur Zeugen, sondern auch Überzeugte“, so Görtemaker.  dw

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