6 FRAGEN AN
Michael Pribil (48) hat vor 25 Jahren sein erstes Body + Soul-Fitnessstudio in München eröffnet. Heute sind es neun Studios. Der erneute Lockdown macht ihn fassungslos – und wütend.
Fitnessstudios droht ab Montag der neue Lockdown. Verstehen Sie die Entscheidung?
Nein, überhaupt nicht. Das ist eine Maßnahme ohne Augenmaß. Studien des Robert-Koch-Instituts und der WHO belegen, dass Fitnessstudios – übrigens genauso wie Restaurants oder Hallenbäder – keine Infektionstreiber sind. Im Gegenteil: Es ist ja erwiesen, dass wir sowohl zur körperlichen wie auch zur seelischen Gesundheit einen sehr wichtigen Beitrag leisten.
Das klingt, als ob sie richtig sauer wären?
Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wieso wir unter Generalverdacht gestellt werden. Wir haben mit unseren Hygienemaßnahmen – Desinfektion, ein ausgeklügeltes Lüftungskonzept, ja sogar Fiebermesskameras – alles getan, was möglich ist. Und es gibt keinen Beleg dafür, dass das nicht funktioniert.
Was schlagen Sie vor?
Meiner Ansicht nach müsste der private Bereich eingeschränkt werden. Wir haben ja, ebenso wie die Gastronomie, die Möglichkeit, alles nachzuverfolgen. Dies ist im privaten Sektor bei weitem nicht so – daher sollte keine Verschiebung in den privaten, unkontrollierten Bereich erfolgen.
Was bedeutet ein erneuter Lockdown?
Rund 80 000 Euro Verlust an jedem Tag, den wir geschlossen haben. Ich habe im Frühjahr den Lockdown voll mitgetragen. Damals war das Wissen über das Virus jedoch noch nicht so fundiert wie heute. Und ich bin fassungslos, dass die inzwischen erworbenen Erkenntnisse bei der Entscheidungsfindung nicht herangezogen werden. Stattdessen macht man den gleichen Stiefel wie im Frühjahr. Wir, body + soul mit seinen rund 40 000 Kunden, werden’s überleben. Ich habe meinen 240 festangestellten Mitarbeitern eine Jobgarantie gegeben. Dass es bei allen aus der Branche so ist, wage ich zu bezweifeln.
Haben Sie Hilfe des Staats in Anspruch genommen?
Kurzarbeit und Kredite – wenn man die als Hilfe ansieht. Denn die müssen ja auch zurückbezahlt werden.
Wenn am Montag der Lockdown beginnt, was werden Sie tun?
In einer Pressekonferenz vor zwei Wochen erwähnte Markus Söder, dass kein Infektionsgeschehen vom privaten Sportsektor ausgeht. Ich werde das dieses Mal nicht einfach hinnehmen…
Interview: Wolfgang de Ponte