Die Nachricht kommt beim Golfen

von Redaktion

Der abgewählte US-Präsident Donald Trump kündigt Klagewelle an – und verwechselt einen Parkplatz mit Luxushotel

München/Washington – Donald Trump ereilt die Gewissheit beim Golfen. Am Samstag hat der US-Präsident erstmals seit der Wahl das Weiße Haus verlassen, um sich bei strahlendem Sonnenschein in seinem „Trump National Golf Club“ vor den Toren Washingtons zu entspannen. Eine knappe Stunde nach seiner Ankunft rollt gegen 11.30 Uhr die Nachricht aufs Grün: Die US-Medien erklären Joe Biden zum Wahlsieger. Als Trump um 14.30 Uhr den Golfclub verlässt, muss er Parolen von Biden-Anhängern ertragen, die sich draußen aufgebaut haben. „Du bist gefeuert“ und „Pack Deinen Scheiß und geh“ steht auf Schildern, wie Reporter berichten.

Der Tag hatte für Trump schon peinlich begonnen: Auf Twitter kündigt er eine „große Pressekonferenz“ seines Anwalts Rudy Giuliani im Hotel „Four Seasons“ in Philadelphia an. Plötzlich ist der Tweet weg – und wird ersetzt durch: „Große Pressekonferenz heute in der Four Seasons Landschaftsgärtnerei“. Es war dann der Parkplatz vor dem Betrieb, der mit dem Luxushotel nichts zu tun habe, wie die Hotelkette per Twitter klarstellte.

Wie es zu dem Irrtum kam, ist nicht klar. Der Veranstaltungsort zwischen einem Dildo-Shop und einem Krematorium in einem Industriegebiet Philadelphias sorgt jedenfalls für Hohn und Spott. „Der Dildo–Shop (…) hatte bessere Covid-Vorsichtsmaßnahmen als das Weiße Haus“, twittert zum Beispiel der US-Komiker Patton Oswalt.

So muss Giuliani also an einem trostlosen Ort über die trostlose Lage sprechen. Der Anwalt steht vor einem heruntergekommenen Flachbau, auf dem Rolltor sind Trump-Plakate angebracht. Vor seinem Pult hat sich die Presse aufgebaut. Giulianis Nachricht ist wenig überraschend. Trump werde das Rennen um das Weiße Haus noch nicht aufgeben, sagt er. Hunderttausende Wahlzettel seien fragwürdig.

Auch Trump äußert sich am Samstag. „Die einfache Tatsache ist, dass diese Wahl noch lange nicht vorbei ist“, teilt der republikanische Amtsinhaber mit. Biden gebe sich „voreilig fälschlicherweise als Sieger aus“ und wolle nicht, dass die Wahrheit ans Licht komme. Trump betont, er habe „71 Millionen legale Stimmen erhalten“. Dass Biden über vier Millionen Stimmen mehr hat, erwähnt er nicht. Wozu auch. Trumps Wahrheit ist: Viele der Stimmen für Biden sind illegal. Wahlbetrug! Beweise legt Trump wie schon in den vergangenen Tagen keine vor.

Trump kündigt an, von heute an würden seine Anwälte vor sämtlichen Gerichten Einspruch gegen die einzelnen Wahlergebnisse einlegen. Trump will bis hinauf zum Supreme Court klagen, dem obersten US-Gericht. Der Supreme Court kann unter anderem über die Rechtmäßigkeit von Fristen oder Auszählungsregeln einzelner Bundesstaaten entscheiden – über Neuauszählungen hingegen entscheiden die örtlichen Wahlbehörden.

Trumps Taktik: irgendwo am grünen Tisch einen Erfolg erringen, um den Prozess zu verzögern. Die Bundesstaaten müssen bis 8. Dezember ihre Ergebnisse beglaubigt nach Washington melden. „Safe harbor – sicherer Hafen“ nennen die Amerikaner das Datum. Gelingt das nicht, droht eine Hängepartie. Theoretisch könnte die republikanische Parlamentsmehrheit in Pennsylvania Trump unter dem Vorwand des Wahlbetrugs zum Sieger erklären. Allerdings müsste der demokratische Gouverneur das abzeichnen. Die Folge: Chaos.

Allerdings weisen selbst führende Republikaner den Vorwurf des Wahlbetrugs zurück. Der ehemalige Präsident George W. Bush gratulierte Biden am Sonntagabend zu einem fairen und klaren Sieg. Zudem liegt Biden, auch wenn es in entscheidenden Staaten knapp war, so weit vorn, dass ein oder zwei erfolgreiche Klagen am Ende nicht reichen dürften. W. HAUSKRECHT mit dpa/afp

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