HINTERGRUND

Biontech – der Chef ahnte die Gefahr

von Redaktion

Ugur Sahin, der Firmenchef von Biontech, war schneller als fast alle Experten. Als noch die wenigsten Menschen auf der Welt je von Corona gehört hatten, im Januar 2020, da traf der Sohn türkischer Einwanderer eine schwerwiegende Entscheidung: Er stellte die Forschung an Krebsimpfstoffen zurück – und konzentrierte sich auf Corona. Zuvor hatte er einen Artikel in der Fachzeitschrift „The Lancet“ gelesen, der sich einer neuen Lungenkrankheit aus China widmete. Sahin, 55, ahnte, dass sich eine Katastrophe zusammenbraute. So begann bei der Mainzer Firma das „Projekt Lightspeed“, Lichtgeschwindigkeit. Womöglich ist das der Vorsprung, den die Firma jetzt vor der Konkurrenz hat.

Biontech arbeitet bereits im zehnten Monat rund um die Uhr an einem Impfstoff. Biomediziner Sahin hat die inzwischen börsennotierte Firma aus seinem Labor an der Uni Mainz ausgegründet. Er hält heute noch 18 Prozent am Unternehmen – und ist mit Biontech schwer reich geworden. Der Börsenkurs schoss gestern nochmals in die Höhe. Die EU sicherte sich durch Vorverträge bereits 200 Millionen Impfdosen und eine Option auf weitere 100 Millionen. Die Bundesregierung stellte 375 Millionen Euro zum Aufbau von Produktionskapazitäten zur Verfügung.

Die Wurzeln von Biontech führen auch ins Tegernseer Tal – zu den Zwillingen Andreas und Thomas Strüngmann, die aus Rottach-Egern stammen. Die Brüder haben den Holzkirchener Generika-Hersteller „Hexal“ gegründet und später an Novartis verkauft. Einen Teil des Erlöses steckten sie in Biontech. Das zahlt sich jetzt aus: Das „Strüngmann Family Office“ ist heute Mehrheitsaktionär. S. SESSLER

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