Cambridge – Die Hoffnung auf einen schnellen Einsatz eines Impfstoffes wächst, sogar bei skeptischen Wissenschaftlern. Der renommierte US-Immunologe Anthony Fauci reagierte begeistert auf die Daten, die der US-Pharmakonzern Moderna gestern vorlegte. Der Impfstoff hat demnach eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent. „Besser wird es nicht“, sagte Fauci. „Das sind offensichtlich sehr aufregende Ergebnisse.“
Wissenschaftler betonen die Ähnlichkeit des Impfstoffes zu dem von Pfizer und Biontech, der die Welt letzte Woche elektrisierte. Gerd Fätkenheuer, Leiter der Infektiologie an der Uniklinik Köln, sprach von „fast identischen Ergebnissen“ und einem starken Indiz, dass die neue Technologie der RNA-Impfstoffe tatsächlich funktioniere. „Wenn man nach den Ergebnissen von Biontech große Hoffnung in die Wirksamkeit der Impfstoffe setzen konnte, so ist diese Hoffnung jetzt noch ein deutliches Stück größer geworden.“
Das Moderna-Präparat ist wie das von Pfizer und Biontech ein sogenannter RNA-Impfstoff. Es enthält genetische Informationen des Erregers, aus denen der Körper ein Viruseiweiß herstellt. Ziel der Impfung ist es, den Körper zur Bildung von Antikörpern gegen dieses Protein anzuregen, um die Viren abzufangen, bevor sie in die Zellen eindringen und sich vermehren. Bislang gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff dieser Art.
Florian Krammer, Professor im Bereich Impfungen an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York, schätzte das Risiko des Impfstoffes als niedrig ein. „Es gibt vorübergehende Nebenwirkungen wie erhöhte Temperatur, Müdigkeit, Kopfweh und Schmerzen an der Einstichstelle, die unangenehm, aber ungefährlich sind. Ernst zu nehmende Nebenwirkungen traten bisher weder in der Pfizer- noch in der Moderna-Studie auf.“
Moderna will in den kommenden Wochen eine Notfallzulassung bei der US-Arzneimittelagentur FDA beantragen. Auch Anträge in anderen Ländern seien geplant. Moderna plant bis Ende des Jahres, im Falle einer Zulassung 20 Millionen Impf-Dosen in die USA zu liefern. Im kommenden Jahr sollen bis zu eine Milliarde Dosen hergestellt werden. Die EU-Kommission verhandelt mit dem US-Konzern über die Lieferung von bis zu 160 Millionen Impfdosen.
Ein Unterschied zwischen dem Moderna-Impfstoff und dem Produkt von Biontech und Pfizer ist, dass Modernas Vakzin vergleichsweise lange bei normaler Kühlschranktemperatur lagerbar ist. Man gehe davon aus, dass es 30 Tage bei Temperaturen von 2 bis 8 Grad stabil bleibe, teilte Moderna mit. Pfizer und Biontech hatten vorige Woche erklärt, ihr Mittel müsse bei rund minus 70 Grad bis zum Ort des Impfens transportiert werden. Womöglich reagierte die Biontech-Aktie gestern deshalb mit empfindlichen Verlusten. dpa