New York/München – Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Der US-Pharmakonzern Moderna hat gestern als erstes Unternehmen angekündigt, die Zulassung für einen Corona-Impfstoff in der EU zu beantragen. Mit dem Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur Ema rückt eine Corona-Impfung auch in Deutschland näher.
Vergangene Woche hatte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen mitgeteilt, mit Moderna sei ein Rahmenvertrag über bis zu 160 Millionen Impfstoff-Dosen abgeschlossen worden. Demnach sollen zunächst 80 Millionen Dosen geliefert werden, mit der Option auf 80 Millionen weitere Einheiten. In der EU könnte das Mittel nach Angaben von Moderna bereits im Dezember ausgeliefert werden. Die Aussicht auf einen möglicherweise schon bald einsatzfähigen Impfstoff ließ den deutschen Aktienindex Dax am Montagnachmittag auf 13 422 Punkte und damit den höchsten Stand seit Anfang September klettern.
Zu dem RNA-Impfstoff von Moderna läuft bei der Ema bereits ein sogenanntes Rolling-Review-Verfahren, das den Zulassungsprozess beschleunigen soll. Dabei können Hersteller schon vor dem kompletten Zulassungsantrag einzelne Teile zu Qualität, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit eines Präparats einreichen.
Auch der Mainzer Hersteller Biontech hat zusammen mit dem US-Konzern Pfizer ein solches Verfahren laufen. Biontech und Pfizer haben zwar bereits in den USA eine Notfall-Zulassung beantragt, in der EU aber noch nicht. Modernas Präparat ist dem Impfstoff von Biontech/Pfizer in der Wirkweise und auch in seiner Wirksamkeit ähnlich. Der Moderna-Impfstoff mRNA-1273 hat eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent, wie das Unternehmen mitteilte. Das gehe aus der neuesten Analyse von Daten der klinischen Phase III-Studie hervor, an der 30 000 Menschen in den USA teilnehmen. Für den vollen Impfschutz sind zwei Dosen in zeitlichem Abstand notwendig.
Das Moderna-Präparat ist wie das von Pfizer und Biontech ein sogenannter RNA-Impfstoff. Es enthält genetische Informationen des Erregers, aus denen der Körper dann ein Viruseiweiß herstellt. Ziel der Impfung ist es, das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern anzuregen, um die Viren abzufangen. Noch gibt es keinen zugelassenen Impfstoff dieser Art. Zwar haben schon Länder wie Russland, China und kürzlich erst Bahrain Impfstoffe mit Einschränkungen freigegeben und impfen damit bereits Teile der Bevölkerung. Aber wie gut diese Impfungen tatsächlich schützen, ist derzeit weitgehend offen.
Eine knappe Mehrheit der Deutschen will sich gegen das Coronavirus impfen lassen. Das ist das Ergebnis einer Barmer-Umfrage, demnach sind 53 Prozent der Menschen zu einer Impfung bereit. 42 Prozent wollen auch ihre Kinder impfen lassen. Insgesamt 43 Prozent vertrauen darauf, dass die Impfstoffe sicher sind. Ältere Menschen stehen einer Impfung insgesamt offener gegenüber. Bei den 16- bis 39-Jährigen hingegen ist sich nur knapp ein Viertel vollkommen sicher. sts/dpa