München – Die Nachricht in der Corona-App traf Sandra Z., 61, aus München wie ein eiskalter Wasserguss: SARS-CoV-2 positiv. Ihr erster Impuls: „Tränenausbruch, nackte Angst.“ Dann siegt die Beherrschung. Sie informiert Kollegen, Freunde, Familie. Und auch das Altenheim, in dem ihre schwerkranke Mutter, 87, gepflegt wird.
Das ist die Chronik ihrer Corona-Erkrankung, die erst am zwölften Tag nach einem Risiko-Kontakt entdeckt wurde:
Tag 0: Sandra Z. besucht ein Pärchen daheim und isst mit ihnen zu Abend: „Die einzigen Freunde, mit denen ich mich in den letzten Wochen traf“, sagt sie. „Nur wir drei. So war’s vereinbart.“
Tag 6: Das befreundete Paar hat mittelschwere Symptome und wird positiv getestet. „Die Nachricht erreichte mich eine Viertelstunde, bevor ich meine Mutter im Altenheim besucht hätte. Gott sei Dank. Es war ein Samstag. Ich bin sofort in freiwillige Quarantäne gegangen.“
Tag 8: Sandra Z. macht einen Schnelltest und einen PCR-Test beim Arzt. „Der Schnelltest war negativ. Alles gut.“
Tag 10: Auch der PCR-Test fällt negativ aus. Aber nachmittags friert die 61-Jährige plötzlich, hat Schnupfen, einen dicken Kopf und Temperatur. „Ich dachte, das kann doch nicht sein. Die Psyche spinnt.“
Tag 11: Sandra Z. geht erneut zum Test. Wieder ist der Schnelltest negativ. Und wieder fährt sie beruhigt heim ins Homeoffice: „Die Symptome hätten mich unter normalen Umständen niemals daran gehindert, zur Arbeit zu gehen.“
Tag 12: Sandra sieht das Ergebnis ihres PCR-Tests in der Corona-App: „Mir ist das Handy aus der Hand gefallen. Positiv? Ich? Unheimlich. Völlig unfassbar.“
Tag 13 bis Tag 19: Sandra Z. hat weiterhin relativ leichte Symptome, wird bald wieder fit sein: „Ich habe großes Glück gehabt. und bin dankbar dafür.“ Überrascht war sie, wie die unsichtbare Gefahr die Psyche angreift: „Man fällt in so einen Modus der Dauer-Selbstbeobachtung“, sagt sie. „Die kleinste Veränderung erzeugt Nervosität. Man misst ständig Fieber, schnuppert am Parfum, misst den Blutdruck. Man schläft schlecht, bricht grundlos in Tränen aus, ruft sich selbst zur Ordnung und heult gleich wieder. Das bin doch alles nicht ich.“
Freunde, Kollegen und die Familie haben ihr über diese Zeit hinweggeholfen. Wenn alle Symptome verschwunden sind, darf Sandra Z. zu Weihnachten die Quarantäne verlassen: „Ich bin wohl ein Beispiel dafür, dass der Nachweis der Infektion tatsächlich fast zwei Wochen dauern kann. Und dass man auch geringe Symptome ernst nehmen muss.“ dop