FATSCHENKINDL ODER ENGEL? EINE WEIHNACHTSKUNDE

Die Rauschgoldengel und das Christkind Federbäumchen Fatschenkindl

von Redaktion

Die oberbayerischen Weihnachtsengel enstpringen der fränkischen Tradition der Rauschgoldengel. Den ersten Rauschgoldengel soll ein Nürnberger Puppenmacher geschaffen haben, wobei Belege dafür fehlen. Diese Engel gibt es seit dem 16. Jahrhundert. Sie haben Flügel, eine Krone – aber keine Arme. Rauschgold ist hauchdünne Messingfolie, die durch eine bestimmte Bearbeitung golden wird. Rauschgold diente früher vor allem zur Herstellung von Christbaumschmuck sowie als Blattgold-Ersatz. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden in Oberbayern die Weihnachtsengel. Sie galten als Glücksbringer und haben auch Arme. Auf ihren Wachsköpfchen tragen sie meist Heiligenschein statt Krone, Kleider und Flügel waren aus Stoffresten und Geschenkpapier. Diese Engel vereinen Elemente des Verkündungsengels, der Heiligen Maria und der Heiligen Lucia (der Lichtbringerin) in sich und haben ihre Entstehung dem Reformator Martin Luther zu verdanken. Luther setzte sich dafür ein, dass der „Heilige Christ“ den Kindern die Gaben bringt und nicht mehr der Heilige Nikolaus am Nikolaustag. Auch im katholischen Bayern setzte sich das Christkind durch. Doch nicht das Jesuskind brachte die Gaben, sondern der neue Weihnachtsengel.

Federbäumchen bestehen aus Gänsefedern. Diese werden gefärbt, gedreht und gewickelt, so dass sie an einen Tannenzweig erinnern. „Solche Bäumchen schickten die Frauen im Krieg ihren Männern an die Front“, erzählt Hannelore Eggl aus Gaißach, die solche Federbäume heute noch herstellt. Federbäume halten viele Jahre und sind sozusagen der edle Vorläufer von Plastikbäumchen.

Fatschenkindl wurden in Klöstern hergestellt – es handelt sich um in kostbare Tücher gewickelte und aufwendig bestickte Jesuskindlein mit Wachskopf. Zum Schutz liegen sie unter einem Glasschrein. Ein Fatschenkindl kostet 1000 Euro aufwärts. Das konnten sich nur wenige leisten – deswegen kamen Anfang des letzten Jahrhunderts Weihnachtsengel mit Gesichtern aus Wachs in Mode. Ebenfalls günstiger ist ein „Jesuskindlein auf dem Kissen“. Das Kissen ist traditionell rot. „Viele Menschen wollen so etwas, aber sie können sich ein bereits gewickeltes und verziertes Fatschenkindl oder Jesuskindlein nicht leisten. Deshalb verkaufen wir die Wachsfiguren und die Köpfchen – handgegossen und handbemalt“, sagt Hannelore Eggl. Die Eggls reparieren auch Fatschenkindl und alte Krippen aus Wachs. S. SASSE

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