München – Trotz Einreiseverbots sind am Sonntagabend und im Lauf des Montags noch mehrere Flugzeuge aus Großbritannien und Südafrika am Münchner Flughafen gelandet. Die Sicherheitsbehörden empfingen die Reisenden in einem Sonderbereich. „Drei Personen wurden positiv getestet. Die Abstriche gehen nun in ein Speziallabor, in dem untersucht wird, ob es sich um den neuartigen Virustyp handelt“, sagt Daniela Fritzen, Sprecherin des Landratsamtes Erding. Dessen Gesundheitsamt sowie das Landesamt für Gesundheit koordinierten die Sichtung der Einreisenden.
Trotz des hastig verfügten Einreiseverbots trafen am Sonntagabend noch zwei Maschinen aus London im Erdinger Moos ein, laut einem Flughafensprecher von Lufthansa und British Airways. Die Bundespolizei kontrollierte etwa 350 Passagiere. Aufgrund der besonderen Lage fand die Abfertigung im Sonderbereich F statt. In dem gelten besondere Sicherheitsvorkehrungen, etwa für den Luftverkehr von und nach Israel. „Alle deutschen Reisenden und EU-Staatsangehörige durften nach der Passkontrolle einreisen. Sie müssen sich nach der derzeit gültigen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung aber umgehend für zehn Tage in häusliche Quarantäne begeben“, erklärt Stefan Bayer, der Sprecher der Bundespolizei.
Etwa 50 Briten wurden zunächst im Terminal zurückgehalten. Sie wurden auf das Coronavirus getestet. Dies erfolgte noch in derselben Nacht – im Testzentrum des LGL und der Aicher Ambulanz im München Airport Center sowie in der Schnellteststraße im Terminal 2. „Bis zum Vorliegen der Ergebnisse durften sie das Terminal nicht verlassen“, so die Bundespolizei. Diese seien laufend eingetroffen. Wer negativ getestet wurde, durfte weiter – allerdings ebenfalls in häusliche Quarantäne.
Weil niemand wusste, bis wann die Resultate vorliegen, baute der Flughafenbetreiber FMG eine Notversorgung auf. „Wir haben Feldbetten aufgestellt sowie Essen und Getränke bereitgestellt“, berichtet ein Flughafensprecher.
Am Montagmorgen landete dann eine Maschine aus Südafrika im Erdinger Moos. Die Bundespolizei musste alle Passagiere einreisen lassen. Der Grund dafür lässt aufhorchen: „In der Verordnung war Südafrika nicht eingetragen. Es bestand also keine rechtliche Grundlage, die Fluggäste festzuhalten“, sagt Polizeisprecher Bayer. Über den Grund wollte er nicht spekulieren. Südafrika könnte beim Abfassen der Anordnung schlicht vergessen worden sein.
Am selben Vormittag setzten am Flughafen München vier weitere Maschinen aus London auf, bestätigt ein Flughafensprecher. „Sie waren aber leer und kamen nur zu uns, um mit Passagieren zurückzufliegen.“
Auch an anderen deutschen Flughäfen strandeten Passagiere aus Großbritannien. Rund 120 Reisende verbrachten die Nacht zum Montag auf Feldbetten im Transitbereich des Frankfurter Flughafens, im dortigen Testzentrum mussten sie zunächst einen Corona-Test machen. Obwohl mit dem Betreiber längere Öffnungszeiten vereinbart worden waren, konnten nicht alle Reisenden getestet werden.
Von den am Sonntag am Hamburger Flughafen getesteten Passagieren aus Großbritannien sind sieben Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Bei einem Fluggast in Hannover hat sich ebenfalls eine Infektion bestätigt.
Der betroffene Fluggast in Hannover und die Begleitpersonen sollten in einem Quarantäne-Transport zu ihrem Zielort gebracht werden. Dort müssten sie „separiert“ werden. Die Lufthansa fliegt übrigens weiter Passagiere nach Großbritannien, kehrt aber ohne Reisende zurück. Die Maschinen flögen abgesehen von der Crew leer wieder nach Deutschland, sagte ein Sprecher der Airline. Gestrichen seien Verbindungen, bei denen die Besatzung in Großbritannien übernachten müsste. H. MORITZ/S. SESSLER