München – Nicht nur in Deutschland wird seit dem Wochenende geimpft – in allen 27 EU-Staaten kämpft man nun mit dem Corona-Vakzin von Biontech und Pfizer gegen die Pandemie. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete den gemeinsamen Impfbeginn als „berührenden Moment der Einigkeit“ und als europäische „Erfolgsgeschichte“.
Für die gesamte EU waren am Samstag die ersten Impfstoffdosen aus der Pfizer-Fabrik im belgischen Puurs ausgeliefert worden. Vereinzelt wurden erste Impfungen noch am Samstag verabreicht. Neben einer 101-jährigen Pflegeheimbewohnerin in Sachsen-Anhalt erhielten auch Menschen in Ungarn und der Slowakei einen Tag vor dem offiziellen EU-Impfstart das Vakzin.
Die 29-jährige Krankenschwester Claudia Alivernini wurde am Sonntag als erste Italienerin gegen das Coronavirus geimpft. Sie empfinde „großen Stolz“, sagte sie. Während in Italien in der ersten Phase bevorzugt Mitarbeiter im Gesundheitswesen geimpft werden, waren unter anderem in Spanien und Frankreich die Bewohner von Pflegeheimen die ersten Impfstoff-Empfänger. Die 96-jährige Pflegeheimbewohnerin Araceli Hosario Hidalgo Sánchez, die als erster Mensch Spaniens das Vakzin erhielt, sagte im Fernsehen mit einem Lächeln im Gesicht, sie habe bei der Injektion „nichts“ gespürt. Auch in Dänemark und Schweden bekamen Pflegeheimbewohner die erste Impfdosis.
Im Pariser Vorort Seine-Saint-Denis applaudierten die Mitarbeiter eines Krankenhauses einer 78-Jährigen, die sich als erste die Spritze geben ließ. „Ich bin bewegt“, sagte die pensionierte Haushälterin. Im von sozialen Problemen geprägten Seine-Saint-Denis liegen die Infektionszahlen mit dem Coronavirus besonders hoch.
Hingegen ließ sich in Tschechien zuerst öffentlichkeitswirksam der populistische Ministerpräsident Andrej Babis impfen. Er begründete, er habe im Fernsehen eine Frau gesehen, die gesagt habe, sie wolle mit der Impfung „auf Babis warten“.
Die EU hatte den Impfstoff von Biontech und Pfizer vor knapp einer Woche zugelassen. Der EU-weite Impfbeginn am Sonntag erfolgte später als in vielen anderen Weltregionen, darunter Russland, Kanada, China, die USA, die Schweiz und Saudi-Arabien. Als erstes westeuropäisches Land hatte am 8. Dezember Großbritannien mit seiner Impfkampagne mit dem Biontech-Pfizer-Präparat begonnen. Mit ihm wurden inzwischen mehr als 600 000 Briten geimpft. In den kommenden Tagen wird zudem die Entscheidung der britischen Behörden über die Zulassung des Impfstoffs des britischen Herstellers AstraZeneca erwartet. Kurz vor der Entscheidung über die Zulassung hat das Unternehmen nochmals die volle Zuverlässigkeit seines Produktes versichert.
Die Impfungen sind am Sonntag auch in Norwegen angelaufen. Norwegen zählt zwar nicht zur EU, als Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) aber zu deren wichtigsten Partnern – weshalb auch bei den Impfungen zusammengearbeitet wird. dpa/afp