Deutschland wählt
Sie ist so oft gefragt worden – und hat nie gezuckt. Mit keinem Wort, keiner Geste lässt Angela Merkel bisher Zweifel daran zu, dass sie nach Herbst 2021 als Kanzlerin aufhören wird. Nicht später, trotz intensiver Bitten; nicht früher, trotz teils heftiger Kritik. Alles sieht derzeit nach einer Bundestagswahl am 26. September aus und dem Ende der Merkel-Ära, sobald eine neue Regierung steht. Zuvor sind weitere spannende Urnengänge: Landtagswahlen in Baden-Württemberg (bisher grün regiert) und Rheinland-Pfalz (SPD-geführt) am 14. März, in Sachsen-Anhalt (CDU) am 6. Juni. Es folgen Thüringen (Linke), wo nach dem Chaos vom Oktober außerplanmäßig neu gewählt werden soll, Mecklenburg-Vorpommern (SPD) und die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus (SPD).
Machtfrage in der CDU
Wie eine Wanderdüne hat sich der CDU-Parteitags-Termin durch den Kalender 2020 geschlichen, ein ums andere Mal wegen Corona verschoben. Am 16. Januar steht nun wirklich die Entscheidung an: Bei einem Online-Parteitag wählen 1000 Delegierte Friedrich Merz, Armin Laschet oder Norbert Röttgen zum Parteivorsitzenden. Endgültig? Mitnichten, aus rechtlichen Gründen folgt noch eine Briefwahl. Wer dann Kanzlerkandidat der Union wird, wollen CDU und CSU in den Folgewochen klären.
Ein neuer Präsident
Machtwechsel in den USA. Am 20. Januar soll Joe Biden als US-Präsident vereidigt werden. Im Lauf des Jahres wird übrigens in vielen anderen Ländern gewählt: Niederlande, Bulgarien (März), Albanien (April), Schottland (Mai), Norwegen (September), Japan, Tschechien (Oktober).
Oktoberfest
Die ersten Reservierungen sind schon zu haben – auf dem Graumarkt zu den bekannt hohen Preisen. Dabei ist immer noch nicht klar, ob es 2021 wieder eine Wiesn geben wird. „Die Entscheidung werden wir unter Berücksichtigung der notwendigen Planungsvorläufe im kommenden Jahr treffen, das kann im April sein, aber auch erst im Mai oder Juni“, sagt SPD-Oberbürgermeister Dieter Reiter dazu. „Natürlich kann ich verstehen, dass viele schon jetzt gerne wissen würden, ob die Wiesn stattfinden kann oder nicht. Aber keiner kann zum jetzigen Zeitpunkt voraussagen, wie sich die Corona-Pandemie weiter entwickelt.“ Und da geht es nicht nur um München oder Deutschland, sondern die Lage in der Welt. Denn die Wiesn zieht Menschen von allen Kontinenten an. Am 21. April war das Oktoberfest für 2020 abgesagt worden.
Olympische Spiele
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und Ausrichter Tokio halten am Plan fest, das weltgrößte Fest des Sports mit einem Jahr Verspätung vom 23. Juli bis 8. August durchzuziehen, Hauptantrieb: Die Investitionen sollen nicht umsonst gewesen sein. Außerdem hatte Japan das Event auch unter dem Eindruck der Reaktor-Katastrophe von Fukushima zugesprochen bekommen. Doch Zweifel müssen angebracht sein, dass das Vorhaben des IOC, die Wettkampfstätten mit durchgeimpfter Zuschauerschaft zu füllen, umsetzbar sein wird. Ein Fragezeichen steht auch noch hinter Quarantäne-Regelungen, denen sich ausländische Sportler, Funktionäre und Berichterstatter unterziehen sollen.
Fußball-EM & Eishockey-WM
Sogar der daueroptimistische DFB-Manager Oliver Bierhoff ist skeptisch, dass die für 11. Juni bis 11. Juli terminierte Fußball-Europameisterschaft in zwölf europäischen Städten in der gewünschten Form stattfinden kann. „Mit einigen Zuschauern, aber wir werden nicht in vollen Stadien spielen.“ Kritisch ist vor allem die rege Reisetätigkeit zu sehen, die bis nach Asien ins aserbeidschanische Baku führen soll. Alternativ möglich wäre eine sogenannte „Bubble-Lösung“, also eine Blasen-Lösung in einer Stadt – wie beim Finalturnier der Champions League in Lissabon. Dagegen sprechen vertragliche Bindungen der UEFA an die Ausrichterstädte. Bierhoffs Tipp: Man werde wohl versuchen, „den Spielplan durchzuziehen“.
Die Eishockey-WM droht 2021 dagegen ein zweites Mal auszufallen. Die Pandemie könnte politisch ein willkommener Grund sein. Lettland und Belarus wollten die WM vom 21. Mai bis 6. Juni zusammen ausrichten, doch die Letten wollen aus dem Bündnis mit dem belarussischen Diktator Lukaschenko raus.
Sicherheitskonferenz
Die Welt trifft sich in München. Aber wann? Der Februar-Termin der Sicherheitskonferenz ist vorerst verschoben, das Treffen von dutzenden Staats- und Regierungschefs und hunderten Ministern könnte im Frühsommer nachgeholt werden.
Solidaritätszuschlag
Für fast alle Bürger fällt ab Januar der Solidaritätszuschlag weg. Weiter zahlen sollen nur die zehn Prozent mit den höchsten Einkommen. Wie hoch die eigene Ersparnis sein wird, kann man mit dem Soli-Rechner auf der Internetseite des Bundesfinanzministeriums leicht berechnen.
Grundrente
Eine gute Nachricht für rund 1,3 Millionen Menschen mit kleiner Rente: Ab Januar kommt die Grundrente. Sie soll sichern, dass Menschen, die mindestens 33 Jahre Beiträge gezahlt, aber wenig verdient haben, unterhalb der Grundsicherung liegen. Die Erhöhung erfolgt ganz ohne Antrag automatisch. Ein Beispiel: Eine Teilzeitkraft hat 40 Jahre lang 0,75 Entgeltpunkte im Jahr gesammelt. Rentenanspruch bisher: 1026 Euro im Monat. Ab Januar käme ein Grundrentenzuschlag von rund 52 Euro dazu. Der maximal mögliche Zuschlag liegt bei 404,86 Euro brutto.
e-Patientenakte
Ab Januar können gesetzlich Versicherte eine elektronische Patientenakte (ePA) bei ihrer Krankenkasse beantragen. Die ePA soll wichtige Informationen wie Befunde, Röntgenbilder und Medikamentenpläne bündeln. Die ePA ist für den Versicherten aber nicht verpflichtend.
Plastik
Kampf dem Plastikmüll: Ab 3. Juli 2021 sind in der Europäischen Union bestimmte Einwegartikel aus Plastik verboten: Besteck, Teller, Trinkhalme, Wattestäbchen, Luftballon-Halter, Rührstäbchen etwa für den Kaffee sowie Styroporbecher und -behälter für Essen zum Mitnehmen.
Sonnenfinsternis
Der astronomische Höhepunkt 2021 wird am 10. Juni die ringförmige Sonnenfinsternis sein. Die kann man in Mitteleuropa immerhin in ihren partiellen Phasen beobachten. In den Mittagsstunden wird der dunkle Neumond die Sonne teilweise verdecken. Im Norden mehr als im Süden. So werden in Kiel 19 Prozent, in München nur sechs Prozent der Sonne verfinstert sein. Die nächste totale Sonnenfinsternis ist in Deutschland erst am 3. September 2081 – in 60 Jahren.
In der Region
Die Fliesen sind verlegt, die Lampen angeschlossen. Fehlt nur noch das Wasser: Das interkommunale Hallenbad in Geretsried (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) ist fast fertig. Nach einem Brand bei Schweißarbeiten in einem der Becken wird es allerdings mindestens bis Juni dauern, bis die ersten Besucher in dem 18 Millionen Euro teuren Bad schwimmen gehen können. In Ebersberg gibt es am 16. Mai einen landkreisweiten Bürgerentscheid. Das Thema ist heikel: Dürfen im Ebersberger Forst, einem der größten Waldgebiete Oberbayerns, fünf Windräder gebaut werden? Nett: Seefeld veranstaltet am 13. Juni ein Fest zum 250. Geburtstag der Eichenallee zwischen Weßling und Seefeld. Sie ist 2,8 Kilometer lang. Dafür wird die Staatsstraße einen ganzen Tag lang gesperrt. Auch Beuerberg (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) wird feiern: 900 Jahre Kloster. Ausstellung, Wiedereröffnung der Klosterkirche, Festwoche mit Patronatstag der Gebirgsschützen – alles geplant, aber die Termine sind Corona-bedingt noch wacklig.
Kultur
Ein Jahr der unzähligen Absagen und Zwangssperrungen liegt hinter der Kulturszene, 2021 werden in München tatsächlich drei Musentempel eingeweiht. Der Wichtigste: Nach Jahrzehnten der Kompromisse bekommt das Münchner Volkstheater im Schlachthofviertel ein echtes vollwertiges Haus. Eröffnung ist im Herbst, kaum einer dürfte der ehemaligen Mehrzweckhalle an der Brienner Straße nachweinen. Ebenfalls etwas abseits der Innenstadt entsteht ein neues Kulturzentrum. Weil der Gasteig saniert werden muss (in welchem Umfang das auch immer sein wird), ziehen Philharmoniker, Bibliothek und andere Institutionen ins Interimsquartier neben dem Sendlinger Heizkraftwerk. Eröffnungskonzert in der vom japanischen Star-Akustiker Toyota ausgestatteten Ersatz-Philharmonie ist am 8. Oktober: So viel Festlegung darf sein, das Projekt liegt voll im Zeit- und Kostenplan. Schon ab 21. Januar, so der Plan, bekommt die bildende Kunst eine alte Heimstätte im neuen Glanz. Münchens ältestes öffentliches Museum, die gut 200 Jahre alte Glyptothek am Königsplatz, öffnet nach zweijähriger Sanierung wieder.
Unsicherer sieht es mit den geplanten Mega-Events aus. Ob wirklich Tausende ihren Idolen zujubeln dürfen? Die Stars haben jedenfalls die einschlägigen Auftrittsorte für sich reserviert. So kommt Céline Dion am 18. Mai in die Olympiahalle, Die Fantastischen Vier wollen am 26. und 27. Juni den Königsplatz füllen, Guns N’ Roses rocken am 30. Juni das Olympiastadion. Und am 2. Oktober will Elton John in der Olympiahalle den Fans Goodbye sagen. Vorerst zumindest.
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