Früher stand „MB“ oder „TÖL“ auf meinem Autokennzeichen, seit 14 Jahren nun „M“. Bin ich deshalb, seit Kindheitstagen in den Alpen unterwegs, als „unerwünschter Münchner“ ein Bergliebhaber zweiter Klasse? Das Nummernschild hat sich geändert, meine Einstellung zur Natur nicht. Und darum geht es: um Respekt. Vor der Landschaft, vor den Mitmenschen. Seit Weihnachten war ich sechs Mal auf Skitour – und es gab nie ein Problem. Entspannte Atmosphäre am Sudelfeld, einsame Varianten am Brauneck, nur am Spitzingsee war das Parkplatzkontingent einmal knapp. München überschwemmt das Oberland? Dieses angebliche Szenario habe ich nirgendwo erlebt. Allein auf den Rodelhängen in Tallagen ist es etwas enger – aber stets im Sinne der Corona-Regeln, jeder Supermarktbesuch wäre heikler. Es drängt sich der Eindruck auf: Corona wird als Vorwand benutzt, um Berge endlich zum örtlichen Privateigentum zu deklarieren. Das ist ein Unding – und Respekt keine Frage des Wohnorts.
Martin.Becker@merkur.de