Berlin – Nachdem Friedrich Merz vor gut zwei Jahren knapp gegen Annegret Kramp-Karrenbauer verlor, will der Sauerländer nun ihr Nachfolger werden. Als CDU-Parteichef käme Merz seinem nächsten Ziel näher: Kanzlerkandidat der Union.
An Selbstbewusstsein mangelt es dem 65-Jährigen nicht. Er schätzt seine Chancen jedenfalls größer ein als 2018. Im Lager von Armin Laschet sieht man das anders. Denn: Im zweiten Wahlgang hatte Merz 2018 Stimmen von Delegierten erhalten, die zuvor für Kandidat Nummer drei, Jens Spahn, votiert hatten. Spahn steht diesmal bekanntlich an der Seite von Laschet.
Politik funktioniert aber nicht nur nach Mathematik. Emotionen spielen eine große Rolle. Und da hat Merz deutlich mehr zu bieten als seine Konkurrenten. Andererseits: Die 1001 Delegierten des Parteitags gehören zu jenem Establishment, das Merz vergangenes Jahr frontal angriff. Merz witterte eine Verschwörung gegen sich. Der Parteitag werde nicht wegen der Pandemie verschoben, sondern um ihn, den Umfragekönig, zu verhindern. So viel Partei-Schelte kam selbst bei manchen Merz-Fans nicht gut an. Der Sauerländer setzt trotzdem nur auf Sieg. Zwar hat sich Merz für den Fall einer Niederlage offen für eine andere wichtige Rolle in der Partei gezeigt – aber zugleich betont, er selbst beschäftige sich nicht mit dieser Frage.
Merz war nie Minister oder Regierungschef, hat aber hohe Zustimmungswerte. Der ehemalige Unionsfraktionschef steht für die Sehnsucht nach den guten alten Zeiten, die Hoffnung, dass er der Partei zu altem Glanz verhilft. Doch Merz polarisiert auch. Jüngst war das unter den weiblichen CDU-Mitgliedern zu beobachten. Auf Facebook gibt es eine Initiative „Wir Frauen für Friedrich Merz“. Weil sich aber der Vorstand der Frauen-Union gegen Merz aussprach, gab es Zoff. Ein Delegierter verriet: „Meine Frau sagt: Wähle ich Merz, fliege ich zu Hause raus.“